Lätare 2024

Liebe Mitchristen In diesem Jahr lautet die Jahreslosung, also ein Bibelwort, das uns Orientierung geben soll: Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.
An diese Mahnung aus den Paulusbriefen musste ich beim Lesen der heutigen Bibelworte denken. Wie kann man es verstehen, dass alles, was man tut, in Liebe geschehe?

Österliche Bußzeit nennt die Katholische Kirche seit dem 2. Vatikanischen Konzil offiziell die Wochen vor Ostern. Dieser Begriff hat sich leider nicht wirklich durchgesetzt.
Das Wort Buße assoziieren viele in anderen Zusammenhängen, wie dem Verkehr, ja mit Strafe. Davon unterscheidet sich das biblische Verständnis. Buße, ein anderes Wort dafür ist Umkehr, beschreibt eine andere Weise des Denkens. Es geht in dieser Zeit um ein Einüben in Denkweisen, die der Erfahrung von Ostern, also der Erfahrung des Lebens, des Lichtes, der Liebe entsprechen.

Um in dieses Denken hineinzufinden, braucht es vermutlich weniger als man oft vermutet. D.h. manches ist uns schon vertraut und wir können darauf aufbauen. Gleichzeitig gibt es richtige Hürden – im Evangelium heute klingt davon einiges an. Heute ist ja gewisser Maßen Halbzeit in der Vorbereitung auf Ostern.
Und wir haben 2 Abschnitte aus Gottes Wort mit Gedanken zu Liebe, zu guten Werken und zum Glauben gehört. Das neue Denken, welches uns leiten könnte und nun bewusst geübt werden soll, ist bestimmt von einer Beziehung, wir sagen dazu vom Glauben an Gott.

Diese Beziehung ist uns geschenkt, darauf weist Paulus in der Lesung hin. Eine Beziehung ist nie nur aus eigener Kraft möglich und auch nicht erzwingbar durch Werke. Eine Beziehung hat immer auch Seiten des Geschenks, der Gnade.
Der überfließende Reichtum der Gnade zeigt sich oft darin, dass wir in unserem Alltag Gottes Liebe und Erbarmen spüren können. Gutes wahrnehmen zu lernen gehört sicher auch zu dieser Weise des neuen Denkens. Dankbarkeit hilft dazu – deshalb sind wir ja auch zur Feier der Dankbarkeit, der Eucharistie versammelt. Wer diese Wahrnehmung übt, wird immer wieder ins Staunen finden, eine für mich zugängliche Weise von Ehrfurcht, eine Weise, die lebendig werden lässt. Das alte Denken, so weiß die Lesung, erschließt es nicht.
Tot sein infolge der Sünden meint ja, dass in solchem Denken die Beziehung zu Gott, als dem Quell des Lebens, des Wahren, Schönen und Gutem beschädigt ist. Plötzlich gelangt das Eigene ins Zentrum des Denkens, Wollens und Tuns. Und damit wird aus einem Miteinander von Liebe ein Miteinander, das die anderen für den eigenen Vorteil nutzt und ausnutzt.

Leider gelangt ins Miteinander von Menschen schnell ein Missklang. Dann geht es um Status, um Ansehen oder Ruhm, also nicht mehr um eine
liebevolle Beziehung, ein Miteinander, sondern um mich und darum, dass ich auf andere herabschauen kann, bzw. andere zu mir aufschauen.
Sie werden ja wissen, dass ich einige Jahre als Systemingenieur gearbeitet habe. Um das neue Denken besser zu verstehen, finde ich Einsichten
des Systemdenkens hilfreich:

  • worauf du in deinem Leben achtest, das bekommt Gewicht
  • was du in dir wiederholst, das verstärkst du in dir
  • in welche Richtung du schaust, dorthin führt dein Weg

Die Bibelstellen dieses Sonntags möchten uns helfen, in lebensfördernder Weise zu denken, also der Liebe, mit der Gott uns lebendig macht, Gewicht zu geben, sie zu verstärken, sich daran zu orientieren.

Besondere Markierungen unterstützen eine Orientierung. So verstehe ich das Bild des erhöhten Menschensohnes. Als Erhöhter ist ER besser wahr zu nehmen, ist es leichter, in diese Richtung zu schauen. Wir wiederholen und verstärken damit dann eines seiner Worte, Jesus hat gesagt, ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Jesu Lebensprogramm ist schon in seinem Namen gegenwärtig.
Jesus bedeutet, Gott rettet. Und wie können wir uns das vorstellen? Der Vers Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt … ewiges Leben hat. ist für viele die Kurzform der frohen Botschaft, des Evangeliums.
Wer an Jesus glaubt, also eine Beziehung findet zu Gott, der rettet, also es nicht mehr nur selber meint machen zu müssen, der kann anders leben, als jemand, der eben nicht glaubt, und damit sich meist selbst in den Mittelpunkt stellt also ganz den kreatürlichen Impulsen folgt, die als Selbsterhaltung in uns Menschen angelegt ist.

Das Licht kam in die Welt – heißt es heute und viele von uns werden an Weihnachten denken, wenn es heißt, das wahre Licht kam in die Welt … aber die seinen nahmen ihn nicht auf.
Allen die ihn aufnahmen gab er Macht Kinder Gottes zu werden. Dieses Licht kam in die Welt, doch die Menschen liebten die Finsternis mehr achteten also weniger auf dieses Licht es bekam in ihrem Leben kein Gewicht und störte nur – d.h. sie kamen nicht zum Licht, ein Teufelskreis dessen Folgen wir vielfältig in unserer Welt wahrnehmen können.

Aber und das steht ja nicht ohne Grund am Ende des heutigen Evangeliums Wer die Wahrheit tut kommt zum Licht, möchte Lichterfahrungen wiederholen, bestärken und weiß, er schaut auf Gott als Quelle des Lichts für dessen Kraft und Wirken er oder sie Zeugnis ablegen darf, damit auch andere angezogen werden, sich öffnen für diese Neuorientierung – in den Worten der Lesung sich retten lassen – den Menschen den überfließenden Reichtum seiner Gnade zu zeigen mit den guten Werken, die Gott für uns im Voraus bestimmt hat, unser Leben zu gestalten.

Bei unserem Hören auf Gottes Wort heute hat die Jahreslosung Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe unser Interesse geleitet. Um in diese guten Werke zu finden, die Gott für uns im Voraus bestimmt hat, hilft mir eine bewusste Achtsamkeit, die ich immer wieder übe:

  • weg von der Frage: Was brauche ich?
    hin zur Frage: Was kann ich beitragen?
  • weg vom Tausch als Grundmuster im Miteinander
    hin zu einem Vertrauen in das Gute der Menschen;
  • weg von einer Vereinzelung als Individuum
    hin zu einer Gemeinschaft, die sich miteinander einsetzt, dient;
  • weg von einer Defizitorientierung
    hin zu einem Blick auf die Fülle dessen, was da ist

Und die frohe Botschaft dabei ist, man kann sogar wissenschaftlich nachweisen, dass Menschen, die sich so orientieren, sich selbst etwas Gutes tun.
Dadurch werden Stoffe im Gehirn ausgeschüttet, die für eine gute Stimmung zuständig sind. D.h. in uns ist einiges angelegt, dass wir Liebe leben können – die meisten werden dies aus dem Umfeld der Familien kennen.
Dazu passt für mich die weihnachtliche Zusage, allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht Kinder Gottes zu werden.

Das Licht kam in die Welt — dieses Licht soll nun in unser Leben leuchten dürfen. Ich möchte daher mit einem Lichtgebet diese Gedanken abschließen
und lade Sie ein, sich bewusst Gottes Wirken hinzuhalten.

Oh, du mein Gott, gib mir Licht, stärke mein Licht, mache mich zu Licht.

  • Gott, setze Licht in mein Herz, Licht in meine Seele, Licht in meinen Geist, Licht in mein Bewusstsein, Licht in mein Denken und Licht in mein Tun.
  • Gott, setze Licht auf meine Zunge, Licht in meine Augen, Licht in meine Ohren, Licht in meine Nerven, Licht in mein Blut, Licht in meine Haut.
  • Gott, setze Licht zu meiner Rechten, Licht zu meiner Linken, Licht hinter mir, Licht vor mir, Licht über mir, Licht unter mir.

Oh, du mein Gott, gib mir Licht, stärke mein Licht, mache mich zu Licht.


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