24.Sonntag-LesejahrB

Liturgische Texte des Sonntags: 1. Les. Jes 50,5–9a; 2. Les. Jak 2,14–18; Ev: Mk 8,27–35

Predigt: Liebe Mitchristen

Das heutige Evangelium schildert, wie Petrus eine wichtige Einsicht zu Jesus hat und dann auch merken muss, seine Vorstellung von Christus, allgemeiner von Gott, entspricht nicht dem, was Jesus ihm vermitteln möchte. Eine grundlegende Lernerfahrung hatte gerade erst begonnen.

Kennen Sie das? Da ist eine Vorstellung von Gott und Seiner Gegenwart in Ihnen gewachsen, sie freuen sich vielleicht sogar über diesen Glauben und dann kommt etwas im Leben, dass passt gar nicht dazu, dass darf eigentlich nicht sein.

Das Bekenntnis des Petrus zu Jesus als dem Messias eint alle, die sich Christen nennen. Messias und Christus bezeichnen ja dasselbe – nämlich einen besonderen Bezug zu Gott, als dessen Gesandter.

Das Bekenntnis zu Jesus als dem Christus ist das Fundament der Kirche, der Gemeinschaft der Glaubenden. Gleichzeitig bleibt es für jeden Gläubigen eine lebenslange Lernaufgabe, die Vorstellung vom Christus konkreter werden zu lassen, damit es in den vielfältigen Situationen des eigenen Lebens trägt. Jesus wusste, die politischen Vorstellungen seiner Zeit zu diesem Begriff standen dem im Weg, was ER von Gott, dem Vater, als Auftrag erkannt hatte.

Manchmal stehen persönliche Gottesbilder einer positiven Glaubensbeziehung im Weg – gibt es ähnlich wie bei Petrus einen inneren Widerstand – niemals darf das geschehen, ist z.B. die Frage im Raum, Wie kann Gott so etwas zulassen?

Das Tagesgebet enthält für uns — finde ich — einen wichtigen Impuls: Gib dass wir dir mit ganzem Herzen dienen und die Macht deiner Liebe an uns erfahren. — Sich Gott zur Verfügung zu stellen – das schwingt ja beim Dienen mit – und eine Offenheit für Gottes Zuwendung behalten, damit wir diese Liebe im Alltag spüren, ist ja nicht automatisch Teil des eigenen Glaubensvollzugs. Das darf nicht überraschen, wenn es schon bei Petrus gedauert hat und schwer war, wird es uns auch nicht leicht fallen – gleichzeitig, davon bin ich überzeugt, ist es aller Mühe wert, in dieser Weise dazu zu lernen.

Ausgangspunkt ist im Evangelium die Frage: Ihr aber, für wen haltet Ihr mich? Die je persönliche Antwort muss sich ja an den jeweiligen Herausforderungen des Lebens bewähren. Damals war es Jesus Einsicht gewesen, dass er leiden wird, die er den Jüngern mitteilte. Dies wollte, dies konnte Petrus nicht akzeptieren. Und es ist auch nicht leicht anzunehmen.

Das hat sich bis heute nicht geändert. Ihr aber, für wen haltet ihr mich – diese Frage begegnet uns in unserem Alltag bei der Auseinandersetzung mit den Abgründen des eigenen Lebens oder des Lebens von nahestehenden Menschen? Welche Antworten zeigen sich, wenn das Dunkel, was uns in einer Situation entgegenkommt, uns zu ergreifen scheint? Ob Krankheit, Beziehungskrise, schulische oder berufliche Probleme, die Liste solcher Herausforderungen kann leicht verlängert werden.

Wie suchen Sie in diesen Situationen nach der Macht der Liebe Gottes? Konnten Sie durch das Bestehen einer solchen Dunkelheit Ihre Beziehung zu Gott, Ihren Glauben schon einmal bestärken? Wie helfen Sie anderen beim Umgang mit diesen wichtigen Herausforderungen des Lebens?

Die Lesung kennt eine hilfreiche Erfahrung. Können wir wie der Prophet sagen, ich mache mein Gesicht hart wie einen Kiesel? Sind wir uns wie er bewusst: Er, der mich freispricht, ist nahe? Ein Prophet ist ein berufener Rufer. So wird ein solcher Mensch in der hebräischen Bibel, dem alten Testament, bezeichnet. Einen Ruf gehört zu haben zeichnet ihn aus, ihm wurde das Ohr geöffnet. Gott der Herr hat mir das Ohr geöffnet, so konnte er am Anfang dieser Lesung sagen. Diese Erfahrung ist der Angelpunkt in seinem Leben, kann Angelpunkt in unserem Leben sein. Die Herausforderung ist, einen solchen persönlichen Halt zu finden.

Wichtig wird sein, bewusst das Hören zu üben, sonst geht es uns schnell wie dem Petrus, der richtig hören konnte und Jesus als den Sohn Gottes erkannte. Der in einer schwierigen Situation dann auf Gewohntes zurückgriff, auf die allgemeine Meinung zur Vorstellung des Messias, und so für das Neue am Weg Jesu verschlossen war. Es ist ein schwerer Weg, der uns Menschen nicht von selbst nahe liegt. Es braucht dazu eine persönliche Entscheidung, als Ausrichtung des Dienstes und einer Offenheit für die Macht der Liebe. Gewaltlosigkeit kennzeichnet ihn – O-ton des Propheten Jesaja. Ich aber wehrte mich nicht und wich nicht zurück. Dieser Weg wird auch heute von Menschen gewählt. Mich beeindruckt dies mehr als der Versuch manches zu erzwingen. Gewaltlos ist nicht profillos. Mir hilft die Wahrnehmung, dass in unserer Sprache beim Wort ,leiden’ mehreres mitschwingt – ich froh bin, wenn mich jemand leiden mag – und auch ich jemanden leiden kann.

Auf dem Weg kann Dankbarkeit helfen, sich immer wieder neu das Ohr öffnen zu lassen. Das Gehen dieses Weg erfordert die Bereitschaft, regelmäßig neu zu beginnen. Denn Gewohnheiten, das was früher mal gepasst hat, kann nun einem guten Leben im Weg stehen. So ist es ein Weg, der die Mühe lohnt. Ob in einer Partnerschaft, zwischen den Generation, im Arbeitsprozess oder auch in der Kirche, überall gibt es die Versuchung, Gewalt anzuwenden, Unliebsames zu unterdrücken, das Leidvolle nicht anzunehmen. So werden wichtige neue Möglichkeiten für eine gute Zukunft nicht ergriffen.

Jesus endet heute mit einem Paradox – Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten.

Kennen Sie diese Seite der Wirklichkeit? Vieles im Leben lässt sich nicht direkt anzielen. Wer im eigenen Leben Liebe, Vertrauen, Freundschaft erfährt hat oft davon schon eine Ahnung. Viele problematische Verhaltensmuster lassen sich darauf zurückführen, dass Menschen direkt etwas versuchen, was aber so nicht geht.

Gleichzeitig ist es möglich, bei Jesus zu lernen, wie wir am je eigenen Platz Gott dienen können und darin dann die Macht der Liebe erfahren. Das zeigt sich konkret darin, dass wir Leben in Fülle spüren können, unsere Grundbedürfnisse angemessen gestillt werden.

Die Feier der Kommunion, also der Gemeinschaft, Verbundenheit mit Jesus, wird im Leben konkret in den je persönlichen Zugängen zu IHM, die uns leiten. Die Kommunion lädt uns ein, bewusst auf Jesu Frage zu hören und sich von Gottes Geist eine Antwort schenken zu lassen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich?


Kommentare

Eine Antwort zu „24.Sonntag-LesejahrB“

  1. Danke, das ist mal eine Predigt. Viel zum Nachdenken und ich bin froh, sie schriftlich zu haben. Wahrscheinlich werde ich sie noch mit all ihren Gedankengängen in einfache Sprache übertragen. Quasi eine geistliche Übung.
    Danke fürs Teilen!

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