Einführung
In diesem Jahr sollte der Impuls der Jahreslosung die Feier der wichtigen Gottesdienste in der Heiligen Woche bestimmen
- Palmsonntag mit dem Einzug nach Jerusalem
- Gründonnerstag mit der Feier vom letzten Abendmahl
- Karfreitag mit der Kreuzverehrung
- Osternacht mit einer Tauferinnerung
- Ostermontag zusammen mit einem Emmausgang
Ein modernes Lied passt gut zur Jahreslosung und hat diese Gottesdienste untereinander auch verbunden. H-J Eckstein hat es aus dem Englischen übertragen:
- Gib mir Liebe ins Herz, lass mich leuchten, Gib mir Liebe ins Herz, bet‘ ich. Herr, du selbst bist das Licht, das erleuchtet, darum scheine du nun selbst durch mich.
Ref: Sing Hosianna, sing Hosianna, sing Hosianna zu dem Herrn der Welt. Sing Hosianna, sing Hosianna, sing Hosianna zu dem Herrn.
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Lass mich sein wie lebendiges Wasser, das durch Trockenheit fließt, bet‘ ich. Herr, du selbst bist das lebende Wasser, darum fliesse du nun selbst durch mich. Sing …
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Lass mich sein für die Welt wie ein Hirte, der für andere lebt, bet‘ ich. Herr, du selbst bist der allertreuste Hirte, darum sei du nun auch das durch mich. Sing …
Palmsonntag
Gib mir Liebe ins Herz, so haben wir gerade draußen gesungen. Dieser Wunsch verbindet uns vermutlich mit ganz vielen Menschen. Keine Liebe im Herzen zu spüren, das wollen, wenn überhaupt, nur ganz wenige.
Der Refrain dieses Liedes passt zum Geschehen des Palmsonntag. Wir nehmen ja innerlich an einer Wallfahrt teil, die Jesus und viele andere nach Jerusalem machen, wenn wir in die Kirche einziehen.
Der Ruf Hosianna war den Menschen damals durch die Psalmen vertraut. Wer das Wort Hosianna auf Wikipedia nachschaut, wird auf den Ps 118 verwiesen, einen Psalm, der stark mit dem Osterfest zusammenhängt. Der Psalm ist ein kleiner Dankgottesdienst, welchen Menschen so miteinander feiern können.
Der Wunsch: Gib mir Liebe ins Herz – passt richtig gut zur aktuellen Jahreslosung. Sie lautet: Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe. Wie geht das, in Liebe zu handeln? Und was bedeutet das für mich und mein Umfeld? Diese Fragen stellen wir uns heute an Palmsonntag, dem Beginn der Heiligen Woche – also einer Zeit im Jahr, die unseren Glauben in besonderen Gottesdiensten nahe bringt.
Gib mir Liebe ins Herz, lass mich leuchten Liebe ist gewisser Maßen die Energie, die unser Leben hell sein lässt. Wer Liebe ins Herz bekommen möchte, muss sich öffnen, verwundbar, empfangsbereit sein.
Das gilt heute oft als uncool – lieber ist man der Held unverwundbar, der Sieger. Wer Palmsonntag und die Heilige Woche bewusst feiert, merkt, wie diese Gottesdienste eine andere Sicht anbieten. So zeigt ja auch das Lied mit den weiteren Strophe gut auf, welche Prioritäten ein Leben haben kann, wenn Liebe das eigene Herz erfüllt.
Füreinander sind wir dann da. Und das tut richtig gut. Viele werden es aus der Familie kennen. Und man kann es sogar körperlich nachweisen, wer anderen etwas Gutes tut, dessen innere Befindlichkeit verändert sich. Botenstoffe, die positive Stimmung bewirken, werden z.B. ausgeschüttet und vieles mehr.
Ganz wichtig ist, dass der Zugang zu diesem Füreinander nicht schwer ist. Kleine Gesten der Güte sind jedem und jeder von uns möglich. So sind wir selber wirksam, nicht von anderen abhängig. Konkrete Gesten, also wo merke ich, dass ich etwas Gutes getan habe könnten wir jetzt mal kurz einsammeln wenn ich mit dem Mikro durch die Kirche gehe. Beispiele in meinem Leben, die auch viele andere praktizieren, wären Freundliche Grüße auf der Straße, Müll von der Straße aufheben, bewusst jemandem zuhören, auch wenn ich gerade etwas anderes machen möchte.
Selbst etwas machen zu können, ist auch eine Erfahrung von Freiheit. Diese Freiheit möchte Jesus uns schenken. Bei jedem Gottesdienst erinnern wir uns an Seinen Auftrag, Tut dies zu meinem Gedächtnis, also das Erinnerungsmahl zu feiern, welches die Befreiung durch Gott aus der Sklaverei Ägyptens bewusst bleiben lässt. Sklaverei ist als Erfahrung für uns hier in Altingen nicht so wirklich präsent, aber Abhängigkeiten sind es schon. Viele Menschen sind abhängig von der Meinung der anderen. Was denken die Leute, die Mitschüler und Schülerinnen, die Nachbarn, oder wie immer die Gruppe heißt, auf deren Ansehen man Wert legt.
Um frei zu werden kann die Frage helfen: Worauf möchte ich am Ende des Lebens zurückschauen? Welche Aktivitäten sind da wichtig? Was hat Bedeutung über das eigene Leben hinaus?
Selbst etwas zu machen, hat ja auch mit Macht zu tun. Welche Macht hat uns Gott anvertraut? Wie übe ich sie aus? Also was mache ich?
Im Laufe der Woche können wir in den Gottesdiensten dann auch bewegen und vertiefen, was diesem Selber etwas Gutes machen im Wege stehen kann. Angst verhindert da oft etwas. Wir werden Jesus begleiten und spüren dürfen, wie er mit Angst und Widerständen umging. Deshalb ist die Mitfeier dieser Heiligen Woche zutiefst heilsam – das, was wir gerade in diesen 7 Symbolen angeschaut haben, wird sich weiter entfalten und dann hoffentlich auch in uns Kraft bekommen. In diesem Sinn – herzliche Einladung zu Gründonnerstag 19.00, Karfreitag 15.00 und zur Osternacht um 20.30 Uhr.
Gründonnerstag
Heute an Gründonnerstag schauen wir auf das letzte Abendmahl. So kommt Jesu Auftrag in den Blick, der im Johannesevangelium mit der Fußwaschung verdeutlicht wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis.
Uns begleitet dabei in dieser Woche ja das Lied
Gib mir Liebe ins Herz
Im heutigen Evangelium dürfen wir Jesus beobachten, was er tut, und uns bewusst machen, was davon beispielhaft für uns ist. Sein Herz ist voller Liebe – das wird morgen, am Karfreitag nochmals deutlicher. Sein Tun und sein Beispiel sollen wir erinnern, also es in uns lebendig sein. Was heißt das konkret?
Immer wenn wir Eucharistie feiern denken wir daran, dass Jesus beim Mahl das Brot nahm und dankte.
Dankbarkeit ist ein wichtiger Schlüssel für die Zufriedenheit im Leben. Die Akteure in der Konsumgesellschaft haben ja ein Interesse daran, dass Menschen leicht unzufrieden sind und vermuten, wenn ich mir das oder das kaufe werde ich zufriedener sein. Die Versprechungen der Werbung verbinden dazu oft ein Haben, Konsumieren mit dem Sein und für die meiste Zeit gehen diese Aussagen nicht auf. D.h. das Sein lässt sich nicht so einfach durch ein Haben verändern. Gib mir Liebe ins Herz – diese Liedzeilen zeigen das für mich: Kein Mensch kann Liebe direkt kaufen.
Wie kann Liebe ins Herz gelangen? Jesu Handeln lenkt den Blick nach dem Danken auf etwas, das im Grunde vielen vertraut ist.
Er teilt das Brot – also er gibt. Wer mit anderen teilt, etwas Gutes gibt, der merkt, wie im Eigenen auch etwas wächst. In unserer Zeit werden auch solche Phänomene untersucht und man kann wissenschaftlich nachweisen, dass in Menschen, die geben, Substanzen ausgeschüttet werden, die für eine gute Stimmung sorgen.
Wer im Internet Begriffe googeled, wird merken sowohl Danken wie auch Teilen haben richtig viele Treffen. Es sind wichtige Worte und sie sind den Meisten auch zugänglich.
Jesus weist mit seinem Wort Geben ist Seliger als Nehmen auf eine persönliche Priorität hin, die selig macht, wir könnten auch sagen, zufrieden. Diese Erfahrung können inzwischen viele Menschen bestätigen, auch wenn sie mit dem Glauben an Jesus in der Gemeinschaft einer Kirche nicht viel anfangen können, weil andere Erfahrungen für sie den Weg verstellt haben.
Es lohnt sich, zusätzlich, darauf zu achten, wie Menschen geben und Gutes mit anderen teilen.
- Manche möchten helfen – sehen so die anderen als bedürftig an,
- manche möchten heilen – sehen also etwas als kaputt oder krank an, Sichtweisen, die nicht gut tun, da in ihnen ein Gefälle entsteht, die gute Seite die hilft und die schwache / kranke Seite, die Hilfe annimmt.
- Jesus ermutigt zum Dienen. Das ist eine Weise, sich beim Teilen des Guten dem anderen so zu nähern, dass diese Person sich nicht abgewertet erfährt.
Diese Einsicht finde ich wichtig. Sie ist mir vor einiger Zeit bei einem Vortrag eines Mannes, der andere dafür begeistern möchte, Gutes zu tun, aufgefallen. Dieser Mann ist ein Aktivist für
eine Geschenkökonomie. Er weist darauf hin, jeder und jede von uns kann mit kleinen Gesten der Güte etwas tun und das wirkt sowohl in das Umfeld wie auch auf diese Person zurück. An Palmsonntag hatten wir ja auch schon ein wenig darüber nachgedacht. Unterschiedliche Gesten wurden da genannt. In diesen Gesten kommen wir in Kontakt mit der Liebe und spüren sie im Herzen. Gib mir Liebe ins Herz war ja der Ausgangspunkt unserer Gedanken heute im Teilen von kleinen Gesten der Liebe als Dienst an anderen oder der Schöpfung.
Menschen, die sich engagieren, sind immer auch eine Ermutigung für andere, weil sie zeigen, so etwas ist möglich. In diesem Sinn bitte ich …. nun nach vorne und ich werde ihnen, so wie Jesus damals den Aposteln die Füße waschen, ein Zeichen, dass wir immer wieder mit Liebe unser Tun im Alltag erfüllen lassen.
Karfreitag
In diesem Jahr lenkt die Jahreslosung Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe. unseren Blick auf das eigene Tun und die Liebe, mit der dies geschieht. Wir haben gerade den Bericht einer Aktion mitbekommen, die ganz stark von Liebe bestimmt ist, und gleichzeitig ist diese Liebe für viele Teilnehmende in diesem Kontext verborgen. Um sich dieser Liebe mehr zu öffnen, hilft es wahrscheinlich, über das Wort Opfer nachzudenken. Dieser Begriff kann einen Zugang zu Jesu Liebe ermöglichen und auch klarer werden lassen, was für uns in manchen Beziehungen, die wir als schwierig erleben, eine kleine Geste der Güte bedeuten kann.
Der Begriff Opfer hat ja unterschiedliche Seiten.
In den Gottesdiensten wird oft vom Opfer Jesu Christi gesprochen. Er hat sein Leben hingegeben als Sühne für die Sünden der Menschen sagen wir dann als Glaubenserkenntnis. Der Begriff Opfer meint hier ein heiliges Tun also ein Tun, welches diejenigen, die es tun, mit dem Heiligen und damit auch mit der Liebe verbindet. Ein Beispiel aus unserer Zeit ist mir in einem Interview begegnet, welches ich vor einigen Tagen gehört habe. Es war mit einer Mutter, die für ihre Kinder, die sie brauchen, bereit ist, die Qualen ihrer Krebstherapie auf sich zu nehmen.
Jesus war in den Augen vieler Menschen auch ein Opfer – das kommt im Evangelium von Johannes heute klar heraus. Es gibt Täter auf der einen Seite und ihn als Opfer, also als eine Person, die Gewalt erleiden muss, konkret am Kreuz zu Tode gefoltert wird. Gleichzeitig hat Jesus innerlich nicht die Opferrolle angenommen. Im Johannesevangelium heißt es im Kapitel 10: 17 Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, um es wieder zu nehmen. Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es von mir aus hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen. Diese Entscheidung ist für die eigene Wahrnehmung sehr wichtig. Ein Opfer ist passiv – ihm widerfährt das Schicksal. Jesus bleibt in der Verantwortung für sein Tun. Er hat sich bewusst dafür entschieden, dieses Opfer zu vollbringen. Ein wichtiges Detail heute in der Passionserzählung ist die Sorge für die Mutter, die er seinem Jünger anvertraute.
Menschen, die sich in eine Opferrolle begeben oder drängen lassen, überlassen das Tun den Tätern. Und damit kommen sie innerlich in eine sehr schwierige Lage. Personen, die sich gegen ungerechte Umstände zur Wehr setzen, die als Störenfriede in vielen Ländern der Welt dann gefoltert werden und um ihr Leben fürchten müssen, sind immer wieder in der Gefahr in eine Opferrolle zu kommen, so die Täter noch zu stärken.
Jesu Beispiel, welches wir jedes Jahr an Karfreitag so ausführlich bedenken, oder auch das Lied vom Gottesknecht, das wir in der ersten Lesung hörten, können helfen, im Alltag Einladungen zu durchkreuzen, solch eine Opferrolle anzunehmen. Für die meisten von uns ist der Einstieg in die Opferrolle nicht so dramatisch und gleichzeitig existiert oft eine ganz reale Gefahr, dass man sich als Opfer wahrnimmt, also als ein Mensch, dem etwas Ungutes widerfährt der keine Chancen hat, sich angemessen zu wehren, abzugrenzen.
Um in solchen Konfliktsituationen einen anderen Weg zu finden, brauchen wir Liebe. Liebe ist eine wesentliche Kraft, einer guten Veränderung den Weg zu bahnen. Denn es geht ja nicht darum, dass bisherige Täter zu neuen Opfern werden. Dieses Muster steckt ja meist in den Impulsen, sich zu rächen. Zwischen dem Täter und dem Opfer gibt es in der Regel ein Gefälle, der Täter erlebt sich als überlegen, besser, als das Opfer. Und so eine Beziehung kann sich schnell verfestigen. Dann ist da Mobbing im Spiel oder andere Formen der Abwertung. Sie könnten da sicher aus Ihrem Alltag einiges erzählen. Wir Menschen haben in uns die Impulse der Rache, aber auch die Fähigkeit zur Vergebung, als eine Weise, uns der Liebe zu öffnen. Diese Liebe braucht einen langen Atem. Das Lied, welches uns in dieser Woche begleitet, Gib mir Liebe ins Herz greift in der 2. Strophe das Bild vom Wasser in einer trockenen Umgebung auf. Schnell verdunstet da etwas und wie gelingt es dran zu bleiben? In der vergangenen Fastenzeit konnte ich an einem Abend bei einem Gespräch teilnehmen, in dem ein Friedensaktivist aus dem Westjordanland seine Erfahrungen teilte. An diesem Tag war gerade ein Jugendlicher erschossen worden, der einen israelischen Grenzposten mit einem Messer angegriffen hatte. Gewalt hilft nicht, verdunkelt das Miteinander und es braucht, so ein Bild dieses Mannes einen Strom frischen Wassers, der diese dunkle Brühe wegschwemmen kann, die entsteht, wenn man sich auf dieses Gefälle, diesen Kampf einlässt. Das Lied kennt das Vertrauen, dass Gott selbst durch uns fließt. Das hilft beim Dranbleiben. Das Ziel ist die Verbundenheit, die Gemeinschaft, das Miteinander. Täter können im Idealfall ihr Unrecht erkennen und dann eine neue Beziehung mit den Menschen eingehen, ein Raum, in dem Liebe und Frieden gedeihen, kann so entstehen – in Konflikten unseres Alltags aber auch in denen, an die wir sofort denken, wenn man von Opfern der Gewalt spricht.
Dafür hat Jesu Opfer schon vielfach seine Wirkkraft gezeigt und hat bleibendes Potential. Immer wieder neu dürfen wir uns diesem heiligen Tun anvertrauen, uns dafür öffnen. Wir sind heute eingeladen, nach den Fürbitten, zum Kreuz zu gehen, mit einem Herzsymbol das eigene Herz Jesu Herzen zu öffnen, der Quelle göttlicher Liebe. Ein Liedruf kann uns da den Weg weisen. Er greift etwas aus der Passionserzählung von heute auf. Aus der Seite, aus dem Herzen Jesu floss Blut und Wasser hervor. Ein Bild für dieses Opfer, welches Jesu durch seinen Weg für die Menschen erfahrbar werden ließ, eine Quelle der Liebe.
Herz Jesu, Quell der heilgen Liebe, entflamme uns durch deinen Geist, dass unser Herz dir ähnlich werde, dass deine Liebe in uns brennt.
Osternacht
Gib mir Liebe ins Herz – dieses Lied begleitet uns schon seit dem Palmsonntag. Und heute Abend möchten uns alte Texte aus der Bibel, dem Wort Gottes, erschließen, wie dieser Wunsch mehr in Erfüllung gehen kann. Ich möchte mich heute an der Lesung aus dem Buch Jesaja orientieren. Diesen Text habe ich etwas gestaltet. Sie können ihn im Aushang anschauen, oder auch auf einem meiner Blogs im Internet. Gottes Wort kehrt nicht leer zu IHM zurück, es bewirkt was ER will – so haben wir in dieser Lesung gehört. Der Prophet Jesaja weiß auch, dass menschliche Denkmuster nicht alles erfassen können. Der Sieg des Lebens über den Tod – den wir heute feiern, wenn wir Jesu Auferstehung vergegenwärtigen ist ein gutes Beispiel für solche Gedanken, die sich uns Menschen nicht direkt erschließen. Österlich zu denken unterscheidet daher Glaubende von anderen Menschen. Die Gewissheit, dass Jesus lebt, erschließt andere Quellen der Liebe, erschließt andere Verhaltensweisen. Wer diesen lebendigen Herrn mit seinem Lebensprogramm Jesus, der Name bedeutet ,,Gott rettet“, sucht, wird merken, ER lässt sich finden. Mir ist in den letzten Jahren dafür die Erfahrung der Emmausjünger ans Herz gewachsen. Miteinander sind sie auf dem Weg, suchen, hören auf das Wort der Schrift, und erleben, wie eine neue Sicht sich auftut, sie in diesen Glauben an Jesu Auferstehung hineinfinden. Festgefahren wie diese können wir uns oft wahrnehmen – das Suchen mündet oft in eine persönliche Offenheit für den Bund, den Gott mit uns geschlossen hat in Jesus Christus. Wir können erkennen, wie im Danken, Teilen und Segnen Liebe in unser Herz strömt. Wie wir so zu IHM kommen, hörend und auch erfahren können, wie ER in unser Herz kommen kann – das ist ja das Wesen der Tauferneuerung, die wir gleich miteinander vollziehen. Denn das Taufversprechen meint ja, Jesu Beispiel soll unser Leben leiten, wir verbinden uns mit IHM, dem Lebendigen und vertrauen ihm das eigene Leben an.
Für mich ist da das Autofahren ein eindrückliches Bild. Wenn mein Leben eine Autofahrt ist, wo in dem Auto ist da Jesus Christus? Habe ich IHN im Kofferraum, quasi im Verbandskasten für die Notfälle, darf er auf der Rückbank sitzen, oder auf dem Beifahrersitz, so dass ich ab und zu um Navigationshilfe frage, oder überlasse ich IHM den Fahrersitz? Wem es gelingt, Gott, der rettet, an das Steuer des persönlichen Lebens zu lassen, der wird vieles, was heute in den Augen der Gesellschaft attraktiv ist, was Geld kostet, nicht mehr so erstrebenswert finden. Der wird das eigene Geld anders investieren, ausgeben.
Denn wenn Liebe die Regungen des Herzen, das ist ja auch eine Weise über den Kern unseres Denkens, Wollens und Fühlens nachzudenken, bestimmen darf, dann gelten andere Maßstäbe, nicht mehr der Tauschhandel, das Vergleichen oder das Statusdenken. Dann ist die Gemeinschaft, die sich an Jesu Beispiel orientiert, also sich dienend für andere engagiert, wichtig, das Vertrauen in die Menschen, und wir werden spüren, wie Liebe da ist im Herzen und Licht.
Ostermontag
Unser heutiges Evangelium ist ein wichtiger Schlüsseltext des Glauben. Wie die Emmausjünger erleben viele Menschen heute, dass sie gewisser Maßen feststecken. Wichtige Informationen kommen nicht an. Ähnlich wie damals die Botschaft der Frauen die Emmausjünger nicht so direkt erreichen konnte, gibt es auch in unserer Zeit einiges, was viele zwar oberflächlich zur Kenntnis genommen haben, aber nicht ins eigene Leben aufgenommen.
Für dieses Aufnehmen gibt es den biblischen Begriff ,,Umkehr“ als Beschreibung für ein erneuertes, verändertes Denken und Handeln. Dieser Kern unseres Glaubens fordert heraus. Denn schnell lässt man sich von gewohntem leiten, wie die Jünger, die Jesus beim Mitgehen nicht sofort erkennen. Als der Auferstandene ist er anders und dann doch auch derselbe.
In der Erfahrung der Emmausjünger war die Botschaft vom leeren Grab, die Botschaft der Auferstehung noch nicht angekommen. Dabei geht es ja um mehr, als darum, dass das Grab leer ist. Es geht um eine Lebensorientierung, die mit dem lebendigen Jesus rechnet, sich seiner Gegenwart öffnet, bereit ist, für neue Weisen der Lebendigkeit.
Diese Neuorientierung ist vermutlich in einer kleinen Gruppe eher zugänglich. So verstehe ich jedenfalls die Erzählungen in den Evangelien, ob von der Verklärung, der Auferweckung der Tochter des Jairus, oder auch der Klärung des Weges im Garten am Ölberg. Es sind alles Begebenheiten, bei denen Jesus eine ganz kleine Gruppe von Jüngern mitnimmt, die so zu einem gemeinsamen Raum von Wahrnehmung, Offenheit, Kraft werden.
Einer solchen Gruppe wird von IHM seine Gegenwart verheißen: Wo 2 oder 3 in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.
Ich finde, es ist nicht ganz überzeugend, diese Zusage auch für größere Gruppen zu vermuten, denn in diesen Gruppen gelten oft andere Regeln. Jesus muss öfter Rangstreitigkeiten im Kreis der Jünger schlichten, in einer solchen Kleinstgruppe haben solche Fragen kaum Raum.
Stattdessen entsteht in diesen Mikrogruppen ein Raum zu lernen, gut zuzuhören, einander, aber auch sich selber und damit auf eine Stimme, die wir im Glauben mit dem Flüstern des Heiligen Geistes beschreiben können. Daher möchte ich Sie alle ermutigen, immer wieder solche Weggemeinschaften zu suchen – miteinander einen Glaubensweg zu gehen, sich über wesentliche Fragen auszutauschen, miteinander dann zu erkennen, wie Jesus dabei ist, diese Gegenwart wahr zu nehmen, sich davon berühren zu lassen. Das wird, wie vieles, was wir im Glauben feiern nicht beständig sein, vorüber gehen – die Jünger sahen Jesus nicht mehr, nachdem sie IHN erkannt hatten.
Solche Berührung macht lebendig. Die Jünger brechen auf und eilen nach Jerusalem. Diese Lebendigkeit wünsche ich uns in unserem Alltag mit den Fragen des Klimas, des Konsums, der Kriege. Wir Menschen, das zeigen ganz viele Untersuchungen, sind soziale Wesen. Das Miteinander ist also eine große Kraft. Leider erleben viele Miteinander nicht lebendig oder lebensstiftend – sondern als Konkurrenz, als Wettbewerb, als Zwang, sich einfügen zu müssen, das zu tun, was man halt so macht. Dann bleibt die Sehnsucht, die in uns ist, wie wir zu Beginn des Gottesdienstes gesungen haben, auf der Strecke – bekommt sie keinen Raum.
Das ist aber nicht gottgegeben, dass muss nicht so bleiben. Es lohnt sich, dass Leben so zu gestalten, dass Jesus mitten unter uns ist, ER, dessen Namen bedeutet, Gott rettet, der uns also einen Weg der Rettung weist, einen Weg, davon bin ich überzeugt, den wir eher als Gemeinschaft von Gemeinschaften finden. Kleinste Gruppen von 3 oder 4 können da einen Unterschied machen. Der Austausch gelingt leichter auf Augenhöhe zwischen allen, die dabei sind und jedes Mitglied der Gruppe ist gefordert, sich einzubringen kann Resonanz und Berührung erleben, eine Lebendigkeit, für die es sich lohnt, im Leben etwas zu tun.
Bis heute erleben Menschen wie damals die Emmausjünger, wie Jesus mit ihnen unterwegs ist und ihnen einen Weg in die Weite zeigt, wenn sie
- Miteinander ehrlich ins Gespräch kommen
- auf die Erfahrungen der Bibel neu schauen lernen
- eine neue Sichtweise ergreifen
Kleine Weggemeinschaften, die sich wohlwollend füreinander im Geist Jesu öffnen, haben großes Potential – nutzen wir es.
Gerne gebe ich weitere Hinweise dazu nach dem Gottesdienst an Interessierte weiter.
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