Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe — Predigtgedanken zum 4. Sonntag in der Fastenzeit, der österlichen Bußzeit
Liebe Mitchristen
In diesem Jahr lautet die Jahreslosung, also ein Bibelwort, das uns Orientierung geben soll: Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe. An diese Mahnung aus den Paulusbriefen musste ich beim Lesen der heutigen Bibelworte aus dem Epheserbrief, Kapitel 2, Verse 4-10, und dem Johannesevangelium, Kapitel 3, Verse 14-21, denken. Wie kann man es verstehen, dass alles, was man tut, in Liebe geschehe?
Österliche Bußzeit nennt die Katholische Kirche seit dem 2. Vatikanischen Konzil offiziell die Wochen vor Ostern. Dieser Begriff hat sich leider nicht wirklich durchgesetzt. Das Wort Buße assoziieren viele in anderen Zusammenhängen, wie dem Verkehr, ja mit Strafe. Davon unterscheidet sich das biblische Verständnis. Buße, ein anderes Wort dafür ist Umkehr, beschreibt eine andere Weise des Denkens. Es geht in dieser Zeit um ein Einüben in Denkweisen, die der Erfahrung von Ostern, also der Erfahrung des Lebens, des Lichtes, der Liebe entsprechen.
Um in dieses Denken hineinzufinden, braucht es vermutlich weniger als man oft vermutet. D.h. manches ist uns schon vertraut und wir können darauf aufbauen. Gleichzeitig gibt es richtige Hürden. Heute ist ja gewisser Maßen Halbzeit in der Vorbereitung auf Ostern. Und wir haben 2 Abschnitte aus Gottes Wort mit Gedanken zu Liebe, zu guten Werken und zum Glauben gehört. Das neue Denken, welches uns leiten könnte und nun bewusst geübt werden soll, ist bestimmt von einer Beziehung, wir sagen dazu vom Glauben an Gott.
Diese Beziehung ist uns geschenkt, darauf weist Paulus in der Lesung hin. Eine Beziehung ist nie nur aus eigener Kraft möglich und auch nicht erzwingbar durch Werke. Eine Beziehung hat immer auch Seiten des Geschenks, der Gnade. Der überfließende Reichtum der Gnade zeigt sich oft darin, dass wir in unserem Alltag Gottes Liebe und Erbarmen spüren können. Gutes wahrnehmen zu lernen gehört sicher auch zu dieser Weise des neuen Denkens. Dankbarkeit hilft dazu – deshalb sind wir ja auch zur Feier der Dankbarkeit, der Eucharistie versammelt. Wer diese Wahrnehmung übt, wird immer wieder ins Staunen finden, eine für mich zugängliche Weise von Ehrfurcht, eine Weise, die lebendig werden lässt. Das alte Denken, so weiß die Lesung, erschließt es nicht. Tot sein infolge der Sünden meint ja, dass in solchem Denken die Beziehung zu Gott, als dem Quell des Lebens beschädigt ist. Plötzlich gelangt das Eigene ins Zentrum des Denkens, Wollens und Tuns. Und damit wird aus einem Miteinander von Liebe ein Miteinander, das die anderen für den eigenen Vorteil nutzt und ausnutzt.
Leider gelangt ins Miteinander von Menschen schnell ein Missklang. Dann geht es um Status, um Ansehen oder Ruhm, also nicht mehr um eine liebevolle Beziehung, ein Miteinander, sondern um mich und darum, dass ich auf andere herabschauen kann, bzw. andere zu mir aufschauen. Ein geistlicher Lehrer hat einmal darauf hingewiesen:
- worauf du in deinem Leben achtest, das bekommt Gewicht
- was du in dir wiederholst, das verstärkst du in dir
- in welche Richtung du schaust, dorthin führt dein Weg
Die Bibelstellen dieses Sonntags möchten uns helfen, in lebensfördernder Weise zu denken, also der Liebe, mit der Gott uns lebendig macht, Gewicht zu geben, sie zu verstärken, sich daran zu orientieren.
Besondere Markierungen unterstützen eine Orientierung. So verstehe ich das Bild des erhöhten Menschensohnes. Als Erhöhter ist ER besser wahrzunehmen, ist es leichter, in diese Richtung zu schauen. Wir wiederholen und verstärken damit dann eines seiner Worte, Jesus hat gesagt, ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Jesu Lebensprogramm ist schon in seinem Namen gegenwärtig. Jesus bedeutet, Gott rettet. Und wie können wir uns das vorstellen? Der Vers Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt … ewiges Leben hat. ist für viele die Kurzform der frohen Botschaft, des Evangeliums. Wer an Jesus glaubt, also eine Beziehung findet zu Gott, der rettet, also es nicht mehr nur selber meint machen zu müssen, der kann anders leben, als jemand, der eben nicht glaubt, und damit sich meist selbst in den Mittelpunkt stellt also ganz den kreatürlichen Impulsen folgt, die als Selbsterhaltung in uns Menschen angelegt ist.
Dieses Licht kam in die Welt, doch die Menschen liebten die Finsternis mehr achteten also weniger auf dieses Licht es bekam in ihrem Leben kein Gewicht und störte nur – d.h. sie kamen nicht zum Licht, ein Teufelskreis dessen Folgen wir vielfältig in unserer Welt wahrnehmen können.
Aber und das steht ja nicht ohne Grund am Ende des heutigen Evangeliums Wer die Wahrheit tut kommt zum Licht, möchte Lichterfahrungen wiederholen, bestärken und weiß, er schaut auf Gott als Quelle des Lichts für dessen Kraft und Wirken er oder sie Zeugnis ablegen darf, damit auch andere angezogen werden, sich öffnen für diese Neuorientierung – in den Worten der Lesung sich retten lassen – den Menschen den überfließenden Reichtum seiner Gnade zu zeigen mit den guten Werken, die Gott für uns im Voraus bestimmt hat, unser Leben zu gestalten.
Um in diese guten Werke zu finden, die Gott für uns im Voraus bestimmt hat, hilft eine bewusste Achtsamkeit auf die Richtung des eigenen Lebens:
- weg von der Frage: Was brauche ich?
hin zur Frage: Was kann ich beitragen? - weg vom Tausch als Grundmuster im Miteinander
hin zu einem Vertrauen in das Gute der Menschen; - weg von einer Vereinzelung als Individuum
hin zu einer Gemeinschaft, die sich miteinander einsetzt, dient; - weg von einer Defizitorientierung
hin zu einem Blick auf die Fülle dessen, was da ist
Und die frohe Botschaft dabei ist, man kann sogar wissenschaftlich nachweisen, dass Menschen, die sich so orientieren, sich selbst etwas Gutes tun. Dadurch werden Stoffe im Gehirn ausgeschüttet, die für eine gute Stimmung zuständig sind. D.h. in uns ist einiges angelegt, dass wir Liebe leben können. Viele Menschen sind in der Gefahr, die Bedeutung von kleinen Gesten der Güte – die Lesung spricht von guten Werken – für das eigene persönliche Wachstum zu unterschätzen. Solche Gesten bringen die Person, die in dieser Weise aktiv ist, mit der Güte, der Liebe, mit Gott in Kontakt und das verändert etwas. Wer dies beständig praktiziert wird merken, wie Liebe und Güte im eigenen Leben, im eigenen Inneren mehr Raum haben. Wie es da hell wird. Lassen Sie uns nun in einigen Augenblicke der Stille zum Licht kommen, und so für unser Alltagsleben bei Gott Orientierung finden.
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