Wenn ich an Erfahrungen denke, die mit der Kommunikation des Betens und Glaubens zusammenhängen, wird schnell eine Situation aus dem Umfeld des Kommunikationstrainings als Ingenieur wieder bewusst.
Wir sollten den kontrollierten Dialog üben. Wer diese Übungsform nicht kennt, dem sei sie noch einmal schnell erzählt:
- Es gibt 3 Personen
- Person spricht
- Person hört zu und wiederholt in eigenen Worten das gesagte, bevor sie selber spricht
- Person stellt sicher, dass diese Übung, das Wiederholen, eingehalten wird.
- die Rollen der Personen 1 + 2 wechseln dann ständig
- es ist geschickt, wenn man bei dieser Übung ein kontroverses Thema wählt
- und da mir aufgefallen war, dass mein Partner nichts mit Glauben / Kirche anfangen konnte begann ich mit der Aussage, ich finde Kirche gut, weil sie mir ermöglicht mit Schuld gut umzugehen.
- als Wiederholung hörte ich: ich fände Kirche gut, weil ich mich schuldig fühle.
- für mich damals nicht das Gleiche, eher eine Erfahrung, wie bestimmte innere Bilder die Perspektive prägen. Diese Erfahrung bestärkte den Entschluss, solche kontroversen Themen, die je nach Vorerfahrungen sich anders zeigen, nicht aufzugreifen, wenn ich mich nicht vorher vergewissert habe, dass wir ähnliche innere Bilder haben. Denn, dass hatte mich damals überrascht, auch die 3. Person fand die Wiederholung ok.
Umgang mit Schuld – ein Schatz der Kirche
Kirche, als die Gemeinschaft der vom HERRN gerufenen, wissen, dass Jesus, der HERR, ihre Schuld auf sich genommen hat, sie Vergebung erlangen, also einen Neuanfang ermöglicht bekommen haben. Das Vergangenen muss sie nicht mehr bestimmen. Es gibt eine Freiheit der Kinder Gottes, für die, die das Licht aufnahmen, welches in die Welt kam, wie wir uns an Weihnachten mit dem Beginn des Johannesevangeliums erinnern.
Diese Freiheit zu einem Leben im Licht, wie man es nennen könnte, ist die Folge, der Einladung Jesu zu folgen, von IHM zu lernen und SEIN Joch auf sich zu nehmen. So überliefert es der Evangelist Matthäus.
Resonanz dieser Einladung in den 12 Schritten der Selbsthilfegruppen
Mich fasziniert, dass die Einladung Jesu auch Menschen hilft, frei zu werden, die in sehr schwierigen Lebenslagen sind. Die Selbsthilfegruppen haben da gute Übersetzungsarbeit geleistet. Es gibt als erste der 12 Schritte:
- Wir geben zu, dass wir dem eigenen Problem gegenüber machtlos sind, und unser Leben nicht mehr meistern können.
Das können beispielsweise Substanzabhängigkeit oder, je nach Thematik der Gruppe, auch andere Problematiken sein. Zugeben, dass man sein „tägliches Leben“ nicht mehr bewältigen kann. - Wir kommen zu dem Glauben, dass eine Macht, größer als wir selbst, uns unsere geistige Gesundheit wiedergeben kann. Ursprünglich wurde hier für „Macht, größer als man selbst“ das Wort „Gott“ eingeführt. Um die Gruppen aber auch nichtreligiösen Personen zu öffnen, wählte man die neue Formulierung.
- Wir fassen den Entschluss, unseren Willen und unser Leben der Sorge Gottes, wie wir ihn verstehen, anzuvertrauen.
Jesus lädt ein, kommt zu mir, die ihr mühselig und beladen seid – und Menschen, die in Süchten gefangen sind, können dieser Einladung folgen, erfahren, wie Gott rettet – was ja der Name Jesus bedeutet.
Was macht ein gewöhnlicher Erwachsener?
Erwachsen sein bedeutet ja, das Leben selbst gestalten zu können. D.h. diese Einladung Jesu wird von vielen als Kränkung erfahren und deshalb ist sie nicht attraktiv. Den Entschluss zu fassen, den eigenen Willen und das eigene Leben der Sorge Gottes anzuvertrauen, ist daher weit weg.
Der Vorgang, das Licht ins Leben aufzunehmen und so ein neues Denken zu erleben, ist nicht von selbst mit dem Erwachsenwerden verbunden – vielleicht sogar etwas gegenläufig, eine paradoxe Erfahrung, wie es viele im Leben gibt. So entsteht eine neue Beziehung, im Kind – Gottes werden. Eine Beziehung, die auch ansteckend sein kann, weil natürlich dieser Entschluss, das eigene Leben, den eigenen Willen der Sorge Gottes anzuvertrauen, immer neu möglich wird – gerade wenn im Freundes- und Bekanntenkreis spürbar ist, dass es einen positiven Unterschied macht.