Bibelstellen
- Les: Kol 1,12-20
- Ev: Lk 23,35b-43
Predigt: Liebe Mitchristen
Heute hieß es im Evangelium Anderen hat er geholfen… da kann uns schnell als Redewendung Hilf dir selbst, so hilft dir Gott einfallen. Wer zu dieser Spruchweisheit im Internet nachschaut, kann z.B. in der Wikipedia lesen: Obwohl das Sprichwort „Hilf dir selbst, so hilft dir Gott" in der Bibel nicht auftaucht, wird es laut einer Umfrage des Meinungsforschers George Barna von 82 Prozent der Bevölkerung der USA irrtümlicherweise für ein Zitat dieser gehalten. Vermutlich ist es bei uns nicht ganz anders.
In diesem Beitrag wird auch am Beispiel der Versuchung Jesu ausgeführt, warum dieses Verständnis von Gott nichts mit dem Gott Jesu Christi zu tun hat. Für Jesus Christus ist das Vertrauen auf Gott das Zentrum, diese Weise des Glaubens möchte ER uns, die wir IHM folgen nahebringen. Er tut, so sagt er an einer Stelle nur das, was er Gott tun sieht. Jeden Samstagabend bekennt die Kirche im Abendlob: Jesus Christus war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern entäußerte sich, und wurde den Menschen gleich.
Und in der Lesung hieß es heute: Gott, der Vater, hat euch fähig gemacht, Anteil zu haben am Los der Heiligen, die im Licht sind. Er hat uns der Macht der Finsternis entrissen und aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes.
Es geht beim Christkönigsfest um unseren Umgang mit Macht. Wer Macht hat, kann machen – so legt uns unsere Sprache nahe. Unser Glaube weiß, wer denkt, er muss in den zentralen Themen des Lebens selber etwas machen, ist der Akteur, auf den es ankommt, der macht sich etwas vor.
Interessanter Weise finden oft Menschen zu dieser Erkenntnis, hören auf, sich etwas vorzumachen, die im Leben mit Abhängigkeiten zu kämpfen haben. Es gibt in der Selbsthilfebewegung ein Programm, die zwölf Schritte, und die beginnen mit der Anerkennen, dass man seinem eigenen Problem gegenüber machtlos ist. Das können beispielsweise Substanzabhängigkeit oder, je nach Thematik der Gruppe, auch andere Problematiken sein. Zugeben, dass man sein „tägliches Leben" nicht mehr bewältigen kann.
Dann folgt als Schritt in die Freiheit, zum Glauben zu kommen, dass nur eine Macht, die größer als man selbst ist, die eigene geistige Gesundheit wiederherstellen kann. Ursprünglich wurde hier für „Macht, größer als man selbst" das Wort „Gott" eingeführt. Um die Gruppen aber auch nichtreligiösen Personen zu öffnen, wählte man die neue Formulierung.
Und dann gilt es, den Entschluss zu fassen, seinen Willen und sein Leben der Sorge Gottes, wie ihn jeder für sich versteht, anzuvertrauen. Man könnte auch sagen, Jesus König sein zu lassen. Wie Menschen mit dieser Macht Gottes umgehen können, zeigt das heutige Evangelium an den beiden Verbrechern:
Da ist der eine Verbrecher, der zuerst spricht. Können Sie sein Anliegen verstehen? Er hat den Tod vor Augen. Er hat wahrscheinlich von den Wundertaten Jesu gehört. Er schätzt die Lage so ein, dass wenn dieser Mann ein Wunder vollbringt, er davon profitieren könnte. Es ist ein letzter Strohhalm, den er da wahrnimmt. So sagt er zu diesem Mann: Hilf dir selbst und auch uns. Für Lukas ist dies eine Verhöhnung aber dieses Anliegen als solches ist für mich verständlich. Was ist da das Problem mit diesem Mann, der seine Chance sieht, nicht sterben zu müssen?
Hier zeigt uns das Evangelium eine Haltung, die Gott öfter begegnet. Der Verbrecher steht für den Menschen, der Gott sieht, als Mittel zum Zweck, zum Zweck das es mir besser geht. Diese Haltung entlarvt der Evangelist Lukas als Verhöhnung. Gott kann man nicht benutzen in dieser Weise. Denn dann stellt sich das Ego über Gott. Jesus tut dies nicht in dieser Lage. Er bleibt sich und seiner Beziehung zu Gott, seinem Vater, treu. Es ist ein vertrautes Problem: Ich bitte Gott um etwas sehr konkretes und wenn meine Bitte nicht in Erfüllung geht, dann bin ich enttäuscht, gekränkt. Vielleicht beginne ich zu zweifeln, stelle ich Gott, zumindest sein Wesen infrage: Wenn du der Gott bist, der uns so liebt, dass du deinen Sohn am Kreuz für uns hast sterben lassen, dann hilf mir doch auch jetzt. Oft tritt dann die Erfahrung hervor, dass Gott zu schweigen scheint.
Dem ersten Verbrecher wird es mit seinem Anliegen wohl so gegangen sein, als er mitbekam, wie Jesus starb. Der letzte Strohhalm, die letzte Hoffnung herauszukommen aus dieser Situation — nichts wars. Er konnte Gottes Solidarität in seiner Lage, Gottes Nähe, Gottes Beziehungsangebot nicht wahrnehmen. Dem anderen Verbrecher ist dies möglich. Denk an mich — da ist Hoffnung zu spüren auf eine Beziehung, die trägt. Er kann Gottes unverdiente Nähe wahrnehmen, als geschenkte Solidarität im Leiden.
Solidarische Beziehung ist der tiefere Grund, der Selbstwerdung sinnvoll sein lässt. Wir Menschen reifen am Du zum Ich – hier zeigt sich auch die Bedeutung der Vorbilder. Jesus Christus, der Sohn, lebt in der Beziehungsfülle des dreifaltigen Gottes, und will uns Beziehung ermöglichen. Die drückt schon sein Name aus. Jesus, Jeschua, heißt, Gott rettet. Diese Bedeutung des Namens wird heute im Evangelium und in dem, was wir miteinander erinnern, wenn wir Eucharistie feiern, besonders spürbar. Gott rettet und errettet durch Leiden und Tod hindurch ins Paradies.
Am zweiten Verbrecher zeigt uns Lukas, wie Menschen zu Jesus angemessen eine Beziehung aufnehmen können. Der Mann nimmt an, was ihm im Leben widerfährt. Er weiß um die Haltung der Gottesfurcht. Gott kann ich in dieser Haltung nicht für mich nutzen, aber ich kann mich an ihn wenden, mich ihm anempfehlen. Dieses Vertrauen wird nicht enttäuscht. Jesus selber lebt dieses mit seinem Passionsweg und wird von Gott beglaubigt durch die Auferstehung. Hier im Evangelium antwortet Jesus dem Bittsteller während er zu allen anderen schweigt.
Der Wunsch ,Denk an mich‘ heißt ja, ich möchte nicht vergessen werden. Das ist für viele ein großer Antrieb in ihrem Leben. Ich finde es ist eine wichtige Ausrichtung für unser Beten. Denn wer Ansehen bei Gott gefunden hat, wer glaubt, Gott wird ihn nicht vergessen, kann anders reagieren, anders leben
Ich lade Sie ein, jetzt im Gottesdienst in Ihrer Lebenssituation diesen Glauben zu bestärken. Ein Taizéruf kann uns dabei helfen. Er ist von der Bitte des anderen Verbrechers inspiriert. Meist wird er auf Englisch gesungen. Dann heißt er:
Jesus remember me, when you come into your kingdom.
Wir hören die Orgel, wie sie diesen Vers spielt, dann wollen wir ihn einige Male gemeinsam miteinander singen und meditieren. Wir können auch im Wechsel mit der englische Fassung die deutsche Übersetzung singen, sie ist kleingedruckt daneben
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