Sichtweisen von Kirche

In der Bibel und unserer Tradition gibt es ganz viele bildhafte Vorstellung von Kirche und Gemeinde. Ein paar davon zur Auswahl:
Leib Christi, Tempel des Heiligen Geistes, Volk Gottes, Heilige Priesterschaft, Lerngemeinschaft, Pilgerschar, Krankenhaus, Sakrament, Diener, Lautsprecher, Leuchtturm, Gottes besonderes Eigentum, Weinberg, Gemeinschaft, Armee, Schloss, Familie, Schule, Rettungsboot, Weinstock, Reben und Schafherde
Was bewährt sich für eine guten Deutung aktueller Kirchenerfahrung?
Die Bibel weiß: Ohne Vision verwildert/verkommt ein Volk! (Sprüche 29,18).

Eine Vorstellung aus dem naturwissenschaftlichen Denken kann dabei helfen: Modelle sind kritisch reflektierte Bilder, die das Verständnis der Wirklichkeit vertiefen.
In seinem Buch ,,Models of the church“ setzt Dulles so Theologie in Beziehung zum naturwissenschaftlichen Denken und motiviert Modelle zu nutzen.
Theologie fokussiert sich – nach Dulles – auf die letzte Ebene des religiösen Geheimnisses. Das ist noch weniger zugänglich als das Geheimnis der physischen Welt.
Es hilft die eigene religiöse Sprache und religiöse Symbole als Modelle zu verstehen. Noch mehr als naturwissenschaftliche Konzepte können sie ja nur das Objekt der Reflexion annähern. Dies verhindert, dass Konzepte und Symbole Götzen werden.
Das Gebot, Du sollst Dir kein Bildnis machen – ist nicht umsonst so zentral in der biblischen Tradition.

Dulles bemerkt dann: … was eine größere Gruppe von Christgläubigen über eine längere Zeitperiode geglaubt hat, sollte angenommen werden, es sei denn es gibt ernsthafte Gründe es zu hinterfragen. Selbst wenn man zum Schluss kommt, die Aussage war falsch, sollte man die Anstrengung unternehmen, die positiven Gründe herauszufinden, die dazu führten, dass Menschen den Irrtum annahmen, und so in der Häresie das Körnchen Wahrheit zu finden.

Außerhalb der Kirche kein Heil – wäre dazu ein Beispiel.

Im Buch ,Models of the Church‘ finden sich 7 Kriterien, um Kirchenbilder/-modelle zu beurteilen.

  • Grundlage in der Schrift.
  • Grundlage in der christlichen Tradition.
  • Fähigkeit, den Kirchengliedern ein Gefühl für ihre gemeinschaftliche Identität und Sendung zu geben.
  • Tendenz, Tugenden und Werte zu stützen, die allgemein von Christen bewundert werden.
  • Entsprechung mit der religiösen Erfahrung der Menschen heute.
  • Theologische Fruchtbarkeit.
  • Fruchtbarkeit, die Kirchenglieder zu befähigen, außerhalb der eigenen Gruppe in Beziehung zu treten.

Diese Kriterien lassen sich im Zusammenhang unserer Reihe zu einer Handvoll zusammenfassen. Tragfähige Kirchenbilder / -vorstellungen / -modelle sind:

  • gegründet in der Bibel und der christlichen Tradition
  • ermöglichen eine gemeinschaftliche Identität und Sendung
  • entsprechen dem religiösen Lebensgefühl der Zeit
  • stärken Tugende und Werte, die Christen auszeichnen
  • fördern die Kommunikation in der Theologie / im Alltag (zu Kirchenfremden)

Folgende Fragen können einen Austausch zu positiven Seiten von Kirchenbildern anregen, die einem wichtig sind:

  • Wie erlebe ich die Erfahrungsseite dieser Bilder?
  • Welches Bild möchte ich besonders für das Kirchesein der Kirche vor Ort nutzen?

Ein wesentlicher Schritt in der Leitung von Gemeinden ist, sich mit den Menschen vor Ort zu vergewissern, welche inneren Bilder zu Kirche und Glauben ihnen wichtig sind.

Z.B. die 4 Leitsätze der Gemeinden Magstadt und Maichingen:

Schatz des Glaubens – Brücken bauen Wir wollen den Schatz des Glaubens mit Menschen in unserem (familiären, beruflichen, privaten, …) Umfeld entdecken. Als Gemeinde unterstützen wir uns gegenseitig dabei, Brücken zu bauen und die Freude am Glauben / am Evangelium zu leben und zu teilen.

Unsere Akzente Alle Menschen können in unserer Gemeinde Heimat finden. Durch unser Engagement, unsere Strukturen und unser Miteinander begeistern wir Menschen für die Sache Jesu. Besondere Akzente setzen wir im Bereich Familien, Jugend und Caritas. Wir leben Ökumene.

Verbindung mit Jesus Christus Es ist uns wichtig mit Jesus Christus in Verbindung zu sein. Der Glaube ist für uns Energiequelle, Halt und Stärkung.

Vertrauen auf Gott Wir vertrauen auf den Geist Gottes, der uns leitet und führt, seinen Willen für die Zukunft unserer Gemeinde zu verwirklichen.

Oder in der Kirchengemeinde St. Josef, Calw, war folgende Gestaltung für die Gemeindehäuser entstanden, die das Leitbild 2013, Das Wichtigste ist die Liebe, entsprechend entfaltete.

Dann lohnt sich ein Blick auf die Ebenen von Kirchlichkeit, wie sie bei Wiedenhofer vorgedacht sind – dazu ist mehr in diesem Beitrag aufgeführt. Dazu bieten sich dann folgende Fragen zum Austausch:

  • Welche Formen von Hauskirche haben mein Leben begleitet?
  • Wie habe ich in meiner Glaubensgeschichte Zugang zur dieser Art Kirche zu sein gefunden?
  • Hilft mir der Gedanke, dass dort Kirche real – wirklich wird?
  • Wem möchte ich helfen, dieses Priestertum zu leben und brauche dazu noch Ideen / Unterstützung?

Diese Ebene wird seit einiger Zeit stärker fokussiert. So bemerkt Wiedenhofer:

Geschichtlich gesehen, wurde in der abendländischen Kirche die Familie praktisch zum Vorfeld christlichen Gemeinschaftslebens degradiert.
Nun ist es gerade in einer Erfahrung als Minderheit die Hauskirche eine konkrete Option, den Glauben zu leben. In den Familien erfolgt die Weitergabe durch Nachahmen, d.h. es lohnt sich, das konkrete Vorbild der Eltern wahrzunehmen und ernst zu nehmen.
Der direkte Einfluss der kirchlichen Institutionen ist hier gering. In anderen Kulturen, Asiens oder Afrikas ist dies eh anders gehandhabt.
Die Schöpfung ist in unserem Glaubensbekenntnis von Erlösung und Vollendung unterschieden, aber sie darf nicht getrennt werden und die Familie ermöglicht einen sehr direkten Bezug zur Schöpfungswirklichkeit.

Hauskirchen entstehen an vielen Orten in unserer Gesellschaft als neue Ausdrucksformen von Kirchesein, in der anglikanischen Kirche (fresh X) genannt, in der holländischen Kirche ein Pionierplatz. Folgende Fragen helfen, diese Formen stärker für sich zu bewegen:

  • Welcher Gedanke könnte so eine neue Ausdrucksform anstoßen.
  • Was würde mir helfen, als Pionier*in aktiv zu werden?


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