22.Sonntag-LesejahrB

Predigtgedanken zu den Lesungen und dem Evangeliumstext dieses Sonntag, sowie dem Tagesgebet des Sonntags

Predigt: Liebe Mitchristen

unrein — das letzte Wort des heutigen Evangeliums ist kaum Teil der Alltagssprache. Heute möchte ich mich mit Ihnen von dieser Anfrage der Schriftgelehrten an Jesus ausgehend, der Botschaft des Sonntags nähern.

Wenn alles sauber und reinlich ist, sieht es gut aus, ist es für viele attraktiv. Und es ist mehr als nur äußerlich, denn Reinheit tut uns gut. Durch unsere Hygiene, Reinlichkeit vermeiden wir Krankheiten, ermöglichen verschiedene technische Prozesse erst. Reinlichkeit scheint zum Leben zu gehören. Aber es gibt eine Kehrseite. Wer sich nie die Hände schmutzig macht, hält sich immer heraus, bleibt distanziert. Beziehung kommen nicht zustande, Hilfeleistungen unterbleiben. Die räumlichen Abstandsregeln der Pandemiezeit haben das erfahrbar werden lassen, auch die Mitfeier im Gottesdienst erschwert. Wir glauben, hat Gott für uns in der Menschwerdung Jesu die Distanz verlassen, hat, wenn man so will, seine Hände schmutzig gemacht.

Das Streben nach Reinigung, nach Läuterung ist in unserer aktuellen Glaubenspraxis mehr im Hintergrund. Guter Umgang mit Sünde und Schuld oder auch mit Askese ist wenig gestützt durch die uns umgebende Kultur. Manches mag da verloren gehen, denn Reinheit ist nichts Schlechtes. Aber die Konzentration auf Reinheit kommt im Evangelium heute nicht gut weg. Diese Konzentration hatte manchem der Zeitgenossen Jesu den Blick auf Wichtiges, Bedeutsames verstellt, auf die Begegnungschance mit Ihm.

Die 1. Lesung fordert uns auf: Hört und ihr werdet leben. Jeden Morgen vergewissert sich ein gläubiger Jude diesem Ruf zur Beziehung, zum Dialog. Hört und ihr werdet leben. Eine prophetische Einsicht ist dann: Jeden Morgen öffnet ER mir die Ohren, damit ich höre — denn es gibt da ja viele Worte der Heiligen Schrift – nichts soll hinzugefügt werden, nichts weggenommen.

Im Evangelium sagt Jesus dann: Hört mir alle zu und begreift, was ich sage. Begreifen lässt an Kontakt denken, an Nähe. Jesus weist seine Jünger, die Menschen, die ihm zuhören, uns, auf etwas Wichtiges hin. Im Verständnis des Wortes Gottes kann man, wie es ein Sprichwort benennt: den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Man kann Gottes Gebot preis geben, sich an Überlieferungen der Menschen halten. Es gibt die Gefahr, sich dem Geist, der uns das Wort Gottes erschließt, zu verschließen, das Grundinteresse der Bibel aus den Augen zu verlieren.

Dieser Geist Gottes wird uns hineinführen in das Innere, d.h. wir werden nicht an äußerlichen Fragen hängenbleiben. Nichts was von außen in den Menschen hineinkommt macht ihn unrein. Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken. Das Herz, das Zentrum des Wollens, Denkens und Fühlens in der Sprache der Bibel, kommt in den Blick. In der 2. Lesung hörten wir dazu: Nehmt in Sanftmut das Wort an, das in euch eingepflanzt worden ist und die Macht hat, euch zu retten! Werdet aber Täter des Wortes und nicht nur Hörer, sonst betrügt ihr euch selbst!

Unser Herz, der Ort, an dem Gottes Geist Wohnung nimmt, kann einem gelingenden Lebensvollzug im Wege stehen. Dann nämlich, wenn andere Interessen als der Geist Gottes das Herz bestimmen dürfen. Eine Behandlung des Herzens tut dann Not. Sie ist heute im Tagesgebet angesprochen. Pflanze in unser Herz die Liebe zu deinem Namen ein. Die Liebe zu seinem Namen soll wachsen in unserem Leben. Welchen Namen gebe ich, geben Sie Gott und seiner Gegenwart? Kann ich diesen Namen lieben? Will ich diesen Namen lieben? Mir persönlich ist in diesem Zusammenhang die Vorstellung vom Licht sehr wichtig.

Dieser Name Gottes, der mit Liebe im Herzen ausgesprochen wird – dieses Wort, das das persönliche Handeln bestimmt – das ist ja nicht für jeden Menschen gleich. Es gibt viele Namen Gottes. Es gibt viele Worte, die in ein Herz eingepflanzt sein können. Voraussetzung, wenn ich den Namen Gottes, Gottes Wesen, Gott selber lieben möchte, ist, dass ich mich für die Gegenwart Gottes, für dieses eine Wort öffne. Dieses beidseitige Geschehen wurde im heutigen Tagesgebet so ausgedrückt: Binde uns immer mehr an dich, damit in uns wächst, was gut und heilig ist.

Hier zeigt sich für mich ein entschiedener, christlicher Lebensstil. Eine Person öffnet sich bewusst für Gottes Wirken. Nimmt sich ein Wort zu Herzen und handelt danach. Das ist kein Privileg von bestimmten Menschen. Alle können so ein gelingendes Leben führen.

Ein solches Wort kann helfen, sich von dem, was aus dem Innern auftaucht an bösen Gedanken, also an Gedanken, denen das Gute mangelt, abzuwenden. Hier lohnt es sich das regelmäßige Üben.

Vielleicht schreiben Sie sich Ihr Wort auf ein Herz und legen es sich in Ihre Brieftasche oder den Terminkalender oder kleben es an den Bildschirm. Dann kann das Wort praktische Auswirkungen auf den eigenen Alltag haben. Jeder, jede muss mit den inneren Regungen und Gedanken umgehen, lernen, sich dem was gut und heilig ist, hinzuwenden und von dem, was böse ist, abzuwenden. Gemeinsam geht es besser. Nicht umsonst spricht die Lesung in der Mehrzahl. Glaubende stützen sich gegenseitig, im Gottesdienst, in der Begegnung danach, in der Familie, oder wo im Alltag dieses Wir entsteht. Gemeinschaftliches Gebet hat dafür große Kraft. Liedrufe aus Taizé helfen vielen, dass das Wort Gottes den Weg ins Herz findet. Mit der Zeit kann man diese Rufe auswendig, in vielen Sprachen heißt das, man kennt sie mit dem Herzen. Und im gemeinsamen Singen entsteht ein Raum der Gegenwart Gottes.

Am Ende der Predigtgedanken bitte ich Sie daher mit mir einen solchen Ruf zu singen. Es macht Licht als Name Gottes zugänglicher. Der Taizéruf weiß, dass im Licht Christi Gottes stützende Nähe in der eigenen Dunkelheit spürbar wird. Diese 2 Liedzeilen sprechen auch davon, Gottesbeziehung ist nicht nur einseitig, nicht nur ein Nehmen, sondern immer auch ein Weitergeben, ein Gesendet sein. Wer das Licht Christi im Innern gespürt hat, soll Licht für andere werden, ist gesandt in die Welt, wie am Schluss eines jeden Gottesdienstes. Bei diesen Liedrufen ist üblich, sie mehrfach gemeinsam zu singen. So klingt heute unser Nachdenken über die Botschaft des heutigen Tages aus. — Christus Dein Licht


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