2.Adventssonntag LesejahrA

Bibelstellen

Les: Jes 11,1–10
Ev: Joh 2,1–11

Predigt: Liebe Mitchristen

Wie ging es Ihnen beim Hören der ersten Lesung mit den kraftvolle Bilder aus dem Alten Testament?

  • Haben Sie innerlich gedacht, so ein Quatsch, das ist doch unmöglich
  • oder nach so einem Miteinander sehe ich mich eigentlich?

Diese prophetischen Worte weisen auf ein anderes Miteinander hin. Das Recht des Stärkeren, fressen und gefressen werden, ist nicht gottgegeben. So leuchten diese Bilder in der aktuellen Weltlage besonders auf und fragen uns an: wohin schauen wir, was halten wir für normal und möglich. Aus dem Baumstumpf wächst ein Reis hervor, ein junger Trieb bringt Frucht.

Dieses Bild erinnert an Erfahrungen, die in unserer Zeit z.B. Menschen in der Sahelzone mit einer Wirtschaftsweise machen, die zur Wiederbegrünung entwickelt wurde. Das Bild des Wurzelstocks, des Baumstumpfes, aus dem Neues treibt, lässt eine tiefe Kraft ahnen, die kultiviert werden kann.

Eine Kultur der Ruhe und im Kontakt mit Gott dem Schöpfer ist möglich. Dieser Schöpfergeist schwebte ja auch über der ungeordneten Schöpfung. Er bewirkt grundlegende Neuorientierung, die in 7-fältige Weise bewusst gemacht wird.

Nicht nur wer das Prophetenwort hört, auch die Menschen die dem Täufer zuhören, fragen sich

  • Wie geht Neuorientierung?
  • Wie können Menschen anders denken – wissend, dass das Himmelreich nahe ist?

Das ist wohl die Frage des Advents.

Johannes weist darauf hin, wir Menschen brauchen eine Art und Weise des Denkens und Handelns in der Inneres und Äußeres zueinander passt. „Bringt Frucht hervor, die eure Umkehr zeigt." Im alten Denken überlegen Menschen bei sich, wie kann mehr für mich herausspringen, wie kann ich mehr aus dem Ganzen herausholen und nehmen sich von Schwachen und Wehrlosen – beuten alles was möglich ist aus.

Was hilft, in eine andere Richtung zu denken, sich schöpferisch einzubringen, so dass Frucht entsteht, Neues wächst? Diese Blickrichtung wird heute oft als regeneratives Handeln bezeichnet. Diese Haltung hilft, sich als Teil eines Ganzen zu verstehen, und entsprechend zu agieren. Im Bild der Schöpfungserzählung ist der Mensch teil der Schöpfung und soll, wie in einem Garten, sie bebauen und hüten. Dann geht es nicht nur darum, möglichst wenig zu verbrauchen, sondern so zu agieren, dass sich das Ganze regenerieren kann und bestärkt wird. In der Landwirtschaft ist dieses Denken an einigen Stellen schon stärker präsent. Sie haben vielleicht schon mal von Permakultur gehört. Diese Haltung gibt es schon länger. Solche unter uns, die mit den Pfadfindergedanken vertraut gemacht wurden – kennen vermutlich diesen Ausspruch von Baden Powell, dem Gründer dieser Bewegung: Ich glaube, dass Gott uns in diese Welt gesetzt hat um glücklich zu sein und uns des Lebens zu freuen. Gott treu zu sein heißt, ihn nie zu vergessen sondern sich seiner in allem, was du tust, zu erinnern. Versucht, die Welt ein bisschen besser zurückzulassen als Ihr sie vorgefunden habt.

Mich lassen die Bilder der Lesung daher an eine grundsätzliche Frage denken: Geht Leben nur durch Zerstörung? So können manche auf Kosten von anderen überleben.

  • Was bleibt für die nächste Generation?
  • Was machen die Schwächeren?

Die Bilder vom Miteinander von Lamm und Wolf oder Böcklein und Panther lassen erahnen, Jesaja sieht von Gott her Alternativen. Wesentlich für dieses Leben in Gottes Frieden ist der Geist des Herrn, der auf der Schöpfung ruht. Das Evangelium spricht von einer Taufe mit Heiligem Geist, die so glauben wir, jede und jeder bei der eigenen Taufe erfahren hat.

Ich möchte noch ein wenig an den Erfahrungen des Geistes bleiben. Er vermittelt Weisheit, also eine Art und Weise von Gottes Nähe, die sich dem Willen Gottes verbunden weiß.

Einsicht / Verstand als Seiten dieses Geistes zeigen, unser Glaube ist nicht unvernünftig. Wir können einander sagen, was uns vom Geist her deutlich wird. Dieser Geist des Verstandes ist die Grundlage für unser Reden, gerade von dem, was uns am Herzen liegt, unser Leben bestimmen soll. Das gesprochene und auch geschriebene Wort hat eine große Macht auch im Widerstand gegen gewalttätige Tendenzen in der Welt. Bringen Journalismus vielleicht zu selten mit diesem Geist in Verbindung, von dem die Lesung sagt: Er schlägt das Land mit dem Stock seines Mundes und tötet den Frevler mit dem Hauch seiner Lippen.

Es geht um Recht und Gerechtigkeit nicht nach dem Augenschein oder Hörensagen, und weiß sich den Armen verpflichtet. So bleibt es nicht an der Oberfläche, sondern findet zu einer Ganzheit in der Erkenntnis des Herrn. Wer sich diesem Wirken anvertraut braucht eine innere Stärke, muss auf die Macht Gottes vertrauen, seine Gegenwart in Ehrfurcht, staunend ahnen.

Sie merken, diese Zeilen laden geradezu dazu ein, sich von ihnen in dieser Zeit des Advents inspirieren zu lassen.

Schlagen Sie mal das Buch Jesaja in diesen Tagen auf Weihnachten hin auf und lesen Sie nochmals die ersten 10 Verse des 11. Kapitels.

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