Bibelstellen des Gottesdienstes
1. Lesung Apg 2,1-11
Antwortpsalm 104
2. Lesung Röm 8,8-17
Evangelium Joh 20,19-23
Hinführung
Heute feiern wir Pfingsten, Abschluss, vielleicht auch Höhepunkt der Osterzeit. Pfingsten ist da, als Ermutigung für uns. Begegnung und Erfüllung mit Gottes Geist möchte mitreißen, Kraft entwickeln. Da ist etwas, da ist jemand, der betet in uns. Kennen Sie solche Erfahrungen? Dass da etwas den Betenden nahe ist sich entfaltet, ohne vom eigenen Willen, vom Kopf angestoßen zu sein, sich mitteilt aus einer ganz anderen Wirklichkeit?
- Ein dankbares Staunen über etwas Schönes in der Natur,
- ein Schrei nach Hilfe,
- eine Ahnung, für eine andere Person zu Gott beten zu wollen.
Loben wir nun gemeinsam Jesus Christus, dessen Geist uns zusammengeführt hat.
Predigt: Liebe Mitchristen
Kann uns diese Evangeliumserzählung heute erreichen? Wir hören von Jüngern, die sich in ihrer Angst stützen konnten, deren Gemeinschaft durch verschlossene Türen geprägt ist. Wer kann es den Jüngern nachfühlen? Du bist doch auch ein Galiläer, musste sich Petrus sagen lassen, und konnte nicht dazu stehen. Welches Vorurteil ist Ihnen schon begegnet? Christen erfahren sich immer wieder als Teil einer Kontrastgesellschaft, können und wollen nicht so einfach dazugehören.
Die frohe Botschaft ist damals wie heute: Jesus macht einen entscheidenden Schritt, kommt uns, den Jüngern, Jüngerinnen durch die verschlossene Tür nahe. Er lässt sich nicht abhalten, Seinen Frieden zusprechen. Er möchte ihnen – uns die Angst nehmen. Gleichzeitig ist dies oft nicht spektakulär, könnte nicht bemerkt werden. Jesus haucht die Jünger an – Gottes Gegenwart ist zart, nicht so gewalttätig, wie vieles in der uns umgebenden Gesellschaft, die oft das Recht des Stärkeren bevorzugt, also eine Lebensweise, die sich Seinem Frieden nicht öffnet.
Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen.
Es wird nicht gesagt, dass sie überrascht waren oder irritiert. Vielleicht war da sogar eine Sehnsucht in ihnen nach dieser doch auch vertrauten Nähe. Eine Nähe, die tröstet und bestärkt, die wir im Glauben mit dem Geist Gottes verbinden. Es gibt ein modernes Heilig Geist Lied, welches zu dieser Nähe Worte von Lothar Zenetti, einem Priesterdichter des letzten Jahrhunderts, ins Klingen bringt. Mich sprechen sie sehr an und die Melodie hilft, dieses Gebet zu verinnerlichen. Ich lade Sie deshalb ein, das Lied 818 aufzuschlagen. Wir werden die Melodie nun einmal hören und dann die erste Strophe miteinander singen. Komme, geheimnisvoller Atem, leiser, zärtlicher Wind, hauche uns an, damit wir leben, ohne dich sind wir tot!
Hauche uns an, damit wir leben – Jesus haucht die Jünger an sagt das Evangelium heute – diesem Hauch des Geistes dürfen wir immer wieder neu uns hinhalten, ihn ersehnen, darum bitten.
Jesus zeigt ihnen seine Hände und seine Seite. Er zeigt ihnen, dass das Leid, der Schmerz nicht das letzten Wort hatten. Schwere Erfahrungen werden nicht verdrängt, übertüncht, aber sie dominieren nicht mehr.
Singen wir miteinander die 2. Strophe: Komme, Erfinder neuer Sprachen, gieß dich aus über uns, rede in uns mit neuen Zungen, komm, begeistere uns!
Rede in uns mit neuen Zungen – also ermögliche neue Weisen, unser Leben und Handeln zu deuten. Gerade im Zusammenhang der vielen Krisen unserer Zeit wird so etwas ja wesentlich.
In Jesus erleben die Jünger eine große Freiheit und Jesus traut ihnen diese Freiheit zu. Er sendet sie, so wie er gesandt wurde vom Vater. Jesus trägt ihnen die Verantwortung zur Vergebung auf.
Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten. Nun wird es konkret, Vergeben heißt nicht ungeschehen machen — Jesus zeigt seine Hände und seine Seite. Vergebung ist im Zentrum des Lebens, ist der Weg aus einem Gefängnis der persönlichen Wahrnehmung und Festlegung. Ohne Vergebung wird Leben oft erdrückt. Wie gnadenlos Leben ohne Vergebung ist, zeigt sich in den Medien, davon könnten viele von uns auch aus eigener Erfahrung berichten.
Wer unterdrückt wird, darunter leiden muss, dass Stärkere sich nicht um Gerechtigkeit bemühen wollen, für den ist dies ja besonders schwer. Wir sehen das gerade im Heiligen Land, wo es darauf ankäme, Gewaltspiralen, die es schon seit Jahrzehnten gibt, endlich zu durchbrechen. Für uns Menschen ist das oft eine unlösbare Aufgabe da hilft es, das Vertrauen auf Gottes Wirken zu stärken und so auch achtsamer werden zu können für Seine Führung. Singen wir miteinander die Strophe 3 Komme, du Hoffnung aller Armen, schaff den Wehrlosen Recht, dass die Gebeugten sich erheben, dass sich Völker befrein!
Vergebung als Weg in eine Freiheit, die Paulus in der Lesung als Freiheit der Kinder Gottes beschreibt. Wir sind nicht mehr Sklaven der Vergeltung, der Rache, des Misstrauens. Wir leben als Söhne und Töchter dessen, der Erbarmen hat und immer wieder Leben schenkt. Dieser Schritt der Vergebung gelingt leichter, wenn ich mir der Solidarität Jesu im Leid, in der schweren Situation bewusst werde. Daher zeigt Jesus zu Beginn seine Wundmale. Der Friedensgruß ist gleichzeitig Auftrag, im eigenen Leben um Vergebungsbereitschaft und Vergebung zu ringen.
Das ist schwer, mag jemand einwenden, und das stimmt. Diese schwere Aufgabe kann bewältigt werden, weil Jesus den Jüngern nahe kommt. Sonst hätten sie von seinem Hauch nichts gemerkt. An dieser Nähe Jesu hat sich nichts geändert. Jesus lädt uns ein, zu IHM zu kommen, von IHM zu lernen, SEIN Joch aufzunehmen. D.h. ER trägt mit bei dieser Aufgabe und traut sie uns, seinen Jüngern, zu. Er ist unser Heiland.
Der Geist bezeugt unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind, Miterben Christi. So fasst Paulus die Sendung des Evangeliums in Worte. Seit der Taufe wohnt der Geist Gottes in uns. Deshalb auch gerade zu Beginn der Lesung: Ihr seid vom Geist bestimmt, da der Geist Gottes in euch wohnt.
Wie erklären Sie diese Wirklichkeit Gottes in Ihnen, einem Arbeitskollegen, einem Freund, einer Freundin, die Sie darauf ansprechen? Was bestimmt Sie da? Wie spüren Sie diese Wirklichkeit, diesen Beistand, das Leben anders zu meistern. Ohne den Geist bestimmt uns das Fleisch sagt Paulus, kann man nur auf Kosten von anderen leben, folgen wir den Gesetzen der physikalischen Welt, in der es von selbst bergab geht.
Paulus weiß (wie unser Pfingstlied), dieser Geist macht lebendig, – singen wir zum Abschluss nun die Strophe 5. Komme vom Vater und vom Sohne, komm, du schaffende Kraft, mache uns neu, und unsere Erde hat ein neues Gesicht.
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