Evangelium des Tages
Mt 2, 13-15.19-23
Einleitung:
Erfüllt waren die vergangenen Tage und die heilige Nacht von der Botschaft: Gott ist Mensch geworden,
Heute können wir dieser Botschaft weiter nachspüren und uns ihr öffnen:
Nicht genug, dass Gott Mensch wird, er fängt damit auch noch ganz klein an, so klein, wie Menschenkinder eben anfangen. Kinder erinnern uns daran, dass wir das Wichtigste, was wir zum Leben brauchen, nicht selbst machen können, sondern geschenkt bekommen: Gemeinschaft und Freundschaft, Anerkennung und Liebe. Das Fest der Heiligen Familie, das wir jedes Jahr am Sonntag nach dem Weihnachtsfest feiern, weist darauf hin: wir Menschen brauchen einander, um Mensch zu werden, wie Gott Mensch geworden ist. Und es wird an diesem Sonntag deutlich, Widerstand gehen diese Neue in der Welt gibt es von Anfang an. Das kann uns trösten beim Blick auf die großen politischen Themen unserer Zeit, in der viele Bemühungen beispielsweise zur Bewahrung der Schöpfung oder zu einem fairen Miteinander der Menschen weltweit auch mit Gewalt bekämpft werden.
Predigt: Liebe Mitchristen
Für viele der Deutschen ist Weihnachten ein Fest der Familie. Mir ist das zum ersten Mal richtig aufgefallen, als ich während meines Studiums in den USA diese Zeit planen musste. Mir war es damals wichtig, in diesen Tagen mit der Familie zusammen zu sein. Andere Anlässe, die die amerikanische Kultur für Familienfeiern kennt, hatten für mich nicht diese Bedeutung. In den Jahren meines Ingenieurdaseins habe ich diese Zeit genutzt, die Eltern bzw. meine Schwester zu besuchen.
Und so werden viele von Ihnen entweder sich zu einem Besuch aufgemacht haben, oder auch besucht worden sein. So eine Zeit in der Familie hat manche Probleme. Es gibt im Hinterkopf das idyllische Bild einer harmonischen Familie, aus der Werbung vertraut. Die heilige Familie kann in diesem Zusammenhang schnell zur heilen Familie werden, in der alles in Butter ist… Aber das Evangelium heute zeigt keine Idylle, sondern wirkliches Leben. Die junge Familie hat kaum Gelegenheit, sich über das neugeborene Kind zu freuen. Die Sterndeuter waren gekommen und sind nun weg, und dann ist der Impuls stark, die Sorge für das neue Leben tatkräftig zu übernehmen, aufzubrechen, einen Ort zu finden, wo das Leben eher möglich ist. Eine Situation, die auch heute vielfach in ähnlicher Weise erlebt wird. Dazu 2 Beispiele:
Viele hat die Suche nach Arbeitsplatz und Wohnung, nach Ausbildungsmöglichkeiten, und einem tragfähigen sozialen Umfeld nach Baden-Württemberg geführt
Großräumige Migrationsbewegungen sind in unserer Zeit erkennbar: angestoßen durch Kriege und weitere Formen von Gewalt oder Naturkatastrophen verlassen viele ihre Heimat.
Vor einer Woche, am 4. Adventssonntag hörten wir, wie Josef im Traum den Anstoß bekam, mit Maria zusammen eine Familie zu gründen. Wer etwas Neues beginnt, wie Josef, braucht dessen Hellhörigkeit, von der wir heute wieder gehört haben. Wer Neues wagt, wird immer auch Widerstand spüren. Sicher oft nicht so massiv, wie es im Evangelium über Herodes berichtet wird, aber schon so deutlich, dass klar ist, Neues ist nicht willkommen. Und dann hilft es nicht zu klagen, oder nur über seine Hoffnungen und Träume zu reden. Es braucht die Bereitschaft zur Aktion und die Offenheit, Impulse, die der Geist Gottes immer wieder anstößt, aufzugreifen. Josef hat, neben seiner Hellhörigkeit, große Energie und Tatkraft. Die braucht er, um seiner Aufgabe in dieser Familie gerecht zu werden. Diese Erzählung können wir als Beispiel für gelingendes Leben deuten. In fast jeder Umgebung gibt es Menschen, die bereit sind, ihre eigenen Interessen gerade auch gegenüber Neuem mit Gewalt durchzusetzen. Es gibt Kämpfe, die lohnen sich zu bestehen, aber auch Konflikte, die nicht zu gewinnen sind. Denen muss man aus dem Weg gehen. Statt etwas nur zu erleiden, zeigt das heutige Evangelium die Möglichkeit des Aufbruches und des Wagnis. Wenn wir dabei alles von uns bzw. alles vom Partner erwarten, werden wir uns gegenseitig vollkommen überfordern. Die innere Ermutigung, die Kraft – die Maria und Josef von Gott her empfangen, entlastet und wird manche Angst lindern. Im Buch Kohelet heißt es an einer Stelle, dass eine dreifache Schnur nicht so leicht reißt. Ein Bild, das deutlich macht, die Familie kann viel tragen, mehr als eine einzelne Person dies könnte.
Ich glaube, dass auch Maria und Josef dies so empfunden haben. Ihnen beiden ist geschenkt, dass sie nicht verzweifeln, sondern eine Zusage verspüren, die sie ermutigt, weiter zu gehen.
Schon als Maria von ihrer Schwangerschaft erfährt, wird sie bestärkt: fürchte dich nicht, du hast Gnade gefunden… Josef hört diese Ermutigung ja auch und in der heutigen Erzählung findet er zu der inneren Sicherheit für den nächsten Schritt.
In diesem Zusammenhang kann ich gut von der heiligen Familie sprechen. Beide, Maria und Josef, bleiben offen für die Botschaft von innen, für ihre Träume. Ihre Hellhörigkeit für die innere Wahrheit, für die Botschaft Gottes und ihr Mut, sich dieser inneren Stimme zu überlassen, beeindruckt mich.
Was sollen wir tun? Wie soll das gehn? Im Blick auf die Klimakrise oder die Kriege unserer Zeit sind diese Fragen vielen von uns vertraut. Der Stress, die Verantwortung, die da auf Menschen lasten, sind so groß, dass sie allein nicht zu tragen sind.
So motiviert das heutige Evangelium, tiefer und aufmerksamer hin zu schauen, um zu erkennen, was hilft anderen in ähnlichen schweren Situationen. Die Botschaft dieses Sonntags nach Weihnachten lädt ein, sich in diesen Geschichten der Bibel wieder zu finden, zu erleben, wie die eigene Kreativität beflügelt wird und wie das Verhalten sich verändert. So ein Blick auf die heilige Schrift ermutigt:
-
nimm Gottes Gegenwart ganz bewusst in deine Beziehungen hinein. Es ist die Quelle für gegenseitige Annahme, für Vergebung und Liebe.
-
Schwierigkeiten, gerade im Zusammenleben mit anderen, wo und mit wem auch immer du lebst, sind normal, fordert den ganzen Menschen, mit allem was an Intuition, Verstand und Kraft vorhanden ist, – aber keiner muss alles allein aus eigener Anstrengung vollbringen.
-
trau der Kraft Gottes;
Schreibe einen Kommentar