Liebe Mitchristen
Zum Jahreswechsel ist es eine gute Übung sich zu erinnern und zu vergewissern,
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was war,
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was bedeutet dies für das eigene Leben,
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was lohnt, es weiter für sich zu bewegen,
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was darf man getrost loslassen.
In diesem Jahr hilft besonders die Jahreslosung Prüft alles und behaltet das Gute! ein Vers aus dem Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher. Jedes Jahr wählt die Ökumenische Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen ein Bibelwort aus. Persönlich finde ich es attraktiv, mit vielen Glaubenden hier im deutschsprachigen Raum durch ein Wort Gottes verbunden zu sein. Wer auf der Seite der Arbeitsgemeinschaft nachschaut, merkt auch, dass für 2025 die Einheitsübersetzung gewählt wurde, die wir in den katholischen Gottesdiensten nutzen.
Alles prüfen – das Gute behalten — Darauf soll es ankommen. Das bedarf bewusster Praxis, denn, so zeigen Portale im Internet, die sich zur Aufgabe gemacht haben, Gute Nachrichten zu verbreiten – Negatives bleibt deutlich stärker bei uns Menschen haften.
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Was kommt Ihnen aus der Vielzahl der Themen des vergangenen Jahres in den Blick?
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Was hilft Ihnen beim Prüfen, also dem Erkennen, was davon gut ist, behalten werden kann?
Als gottesdienstliche Versammlung liegt ein Blick auf unsere Kirche nahe, auf das, was sich in diesem Jahr ereignet hat. Da gibt es ja unterschiedliche Ebenen.
Als Weltkirche feiern wir 2025 als Heiliges Jahr – Pilger der Hoffnung war der Leitgedanke. Papst Franziskus starb am Ostermontag – nachdem er noch, wenn auch sehr geschwächt, das Triduum das Geheimnis von Tod und Auferstehung feiern konnte. Wann ist ein guter Zeitpunkt zu sterben kommt da ja unwillkürlich als Gedanke? Papst Leo hat nun die Aufgabe, wichtige Fragen und Themen für die Weltkirche weiter zu führen als Amerikaner also Angehöriger eines Landes, in dem manche Christen sich in Denkrichtungen verlieren, die wir in unserer Kultur unter dem Namen ,Deutsche Christen‘ auch schon mal hatten. Diese Gefahr gibt es in allen Ländern, ich kann mich gut an den Bürgerkrieg in Ruanda erinnern.
Beim Blick auf unsere Diözese wird uns bewusst, Bischof Klaus hat nun ein erstes Jahr in seinem Amt hinter sich – es gibt einen straffen Zeitplan für organisatorische Änderungen bei den Gemeinden – etwas, was in anderen Diözesen schon vor Jahren auf den Weg gebracht wurde.
Diese 2 Ebenen von Kirche sind für uns wichtig und auch weiter weg. Die nächste Ebene von Kirche ist die Gemeinde – was war da wichtig? Traditionell wird dann immer Statistisches erwähnt: es gab bei uns Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen, und EK-Kinder.
Und jenseits von solchen Zahlen: Was konnte vor Ort an Gutem sich zeigen?
Wichtig ist die Ebene des Kircheseins im persönlichen Umfeld nicht zu vergessen. Dort wo wir mit anderen im Namen Jesu zusammen sind und er mitten unter uns ist. Dort ist Kirche real – erfüllt sie ihre Aufgabe, Gottes Gegenwart unter den Menschen sichtbar zu machen. Was war da möglich?
Natürlich gibt es auch in ähnlicher Weise den Blick auf unser politisches Umfeld. Entwicklungen in manchen Ländern, wie den USA, dominieren die Schlagzeilen der Medien, fallen bei einer Prüfung aber schnell heraus – Gewalt, Drohung, Versuche, etwas für sich zu sichern, so ein Verhalten ist im Sinn der Bibel nicht gut.
Wer seinen Blick dafür geschärft hat, kann gerade in unterschiedlichen Nischen Entwicklungen wahrnehmen, die Behaltenswertes mit sich bringen. Als ehemaliger IT-ler sind mir da Bemühungen in Erinnerung, sich stärker für Freiheit und Souveränität bei der Nutzung von Software einzusetzen oder die Macht der kommerziellen Plattformen durch Regelungen der EU zu begrenzen.
Und dann kommt dazu die Jahreslosung für das kommende Jahr 2026 Gott spricht: Siehe ich mache alles neu Es ist ein Vers aus der Offenbarung des Johannes, des letzten Buches der Bibel. In unserem Zusammenhang kann diese Losung, also diese Überschrift für das kommende Jahr uns helfen, wahrzunehmen,
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welche Vorstellungen wir von unserem Gott haben
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welche Ideen zu unserer eigenen Rolle als Glaubende
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welche Hoffnungen wir auf das Neue setzen
Wenn Gott alles Neu macht – gilt es schon für unsere Zeit? Die Jahreslosung sieht es vermutlich so, sonst wäre es ja eine Vertröstung, die den aktuellen Herausforderungen nicht gerecht wird.
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Wenn Gott alles Neu macht, wie geschieht es?
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Regiert ER einfach durch, so wie es die Mächtigen unserer Zeit oft versuchen?
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Oder ist seine Macht auf einer ganz anderen Ebene zu spüren?
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Wie erleben Sie diese Macht der Liebe, die für unseren Glauben so zentrale Wirklichkeit?
Viktor Frankl, ein Psychotherapeut, der das Gräul im Konzentrationslager überleben konnte, ein Österreicher und Gründer der dritten Wiener Schule, der Logotherapie, hat in einem seiner Bücher etwas für mich bedenkenswertes gesagt: Ich bin für meinen Teil davon überzeugt, dass, wenn es so etwas wie den Himmel gibt, und wenn der Himmel je ein Gebet erhört, dies hinter einer Folge von natürlichen Tatsachen versteckt ist.
Die Macht Gottes ist verborgen in dem, was plötzlich möglich wird, weil es Menschen tun, bzw. lassen. Wer diesem Gedanken weiter folgt, findet fast von selbst zur eigenen Rolle im Ganzen, kann sagen, Hier bin ich, sende mich. Viele Weihnachtslieder helfen uns dabei, sich Gott zu überlassen, das eigene Leben diesem Kind in der Krippe, dem Sohn Gottes, anzuvertrauen. Auf diesem Hintergrund stellen sich dann Fragen wie:
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Wie erleben Sie als gläubiger Mensch diese Zusage Gottes, siehe ich mache alles neu?
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Was bedeutet das für das eigene Tun und Hoffen?
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Ein für mich wichtiger Theologe hat die Aufgabe von uns Gläubigen als Partnerschaft mit Gottes Wirken beschrieben. D.h. wir können und sollen uns auf Gottes Führung einlassen, seine Werke vollbringen. Wenn Sie auf diesem Hintergrund hören: Gott spricht, siehe, ich mache alles neu?
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Wie könnten Sie das Neue beschreiben?
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Was ist aus Ihrer Sicht erneuerungsbedürftig?
Da hätten wir ja schnell eine richtig lange Liste zusammen, vermute ich. Und dazu noch Fragen.
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wie könnten wir da unsere Partnerschaft leben?
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Also leben und handeln in einer Ausrichtung auf Gottes Zusage der Erneuerung?
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Was wäre eher zu lassen?
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Wo spüren wir einen Anstoß, uns intensiver zu kümmern?
Wenn wir so auf die Jahreslosung schauen, dann bringt sie ein richtig herausforderndes Programm mit sich und passt gleichzeitig sehr in diese Zeit des Umbruchs.
Mit Erkenntnissen aus der Gehirnforschung möchte ich heute schließen. Wenn wir schauen, wie sich etwas in unserem Gehirn einen Weg bahnt, dann merken wir, worauf man achtet, das bekommt Gewicht und was man in sich wiederholt, das verstärkst sich so. Die kommerziellen Medien und auch teilweise die Nachrichten wiederholen und verstärken Themen, die Empörung fördern, ein Gegeneinander in unserer Gesellschaft, Hass und Hetze. So entsteht eine Atmosphäre von Angst und es wächst die Bereitschaft bei vielen einem, der sagt, ich löse das für Dich, die Verantwortung abzugeben. Wie das funktioniert, können wir gerade mit Betroffenheit in den USA beobachten oder auch in der eigenen Geschichte nachlesen.
Gott spricht, siehe ich mache alles neu – das Neue, was dieser Vers im Blick hat geht in eine andere Richtung. Gott wertet Menschen nicht ab, lässt stattdessen einen Raum von Liebe und Annahme entstehen. Deshalb ist auch wichtig, in welche Richtung man schaut, dorthin führt der eigene Weg. Und es lohnt sich, gerade auch um besser auf Gottes Führung achten zu können, sich mit anderen zusammen auf diesen Weg zu machen, im Wissen um Jesu Zusage, wo 2 oder 3 in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.
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