1.Adventssonntag

Bibeltexte vom Lesejahr C

  1. Les Jer 33, 14-16
  2. Les 1 Thess 3, 12 – 4, 2

Ev Lk 21, 25-28.34-36

Predigt: Liebe Mitchristen

Der Eröffungsvers in diesen Gottesdienst und damit in die Adventszeit lautet:

Zu dir, Herr, erhebe ich meine Seele. Mein Gott, dir vertraue ich. Lass mich nicht scheitern, lass meine Feinde nicht triumphieren! Denn niemand, der auf dich hofft, wird zuschanden.

In diese Zuversicht möchte Jesus uns führen, wenn er sagt: Richtet euch auf und erhebt eure Häupter.

So eine Zuversicht ist nicht selbstverständlich. Im November wird jährlich die ökumenische Friedensdekade begannen, und da schreibt Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, in den Hintergrundmaterialien für Gottesdienstvorbereitung in diesem Jahr: Ich bin ziemlich erschrocken. Denn ich habe gerade gehört, wovor junge Menschen besonders große Angst haben: 80% der Jugendlichen zwischen 12 und 25 haben Angst vor Krieg. Die meisten fürchten sich außerdem vor einer Wirtschaftskrise und dem Klimawandel. Und sie können nichts dafür. Nicht für die Gewalt und nicht für die Kriege. Nicht für die angespannte wirtschaftliche Situation und auch nicht für die Folgen der Erderwärmung. Ich überlege, wie war das damals bei mir? Hatte ich Angst vor Krieg? Sorge um die Zukunft, Angst vor einem Kollaps des Planeten? Soweit das Zitat.

Wenn Sie sich an Ihre Jugend erinnern, was machte Ihnen damals Angst? Wo der Geist des Herrn ist, ist keine Furcht, weiß die Heilige Schrift. Wer sich im Geist der Gerechtigkeit aufmacht, Zukunft zu gestalten, die Erde kommenden Generationen als gute Grundlage des Lebens zu übergeben – der bezeugt: Der Herr ist unsere Gerechtigkeit.

Viele sagen aktuell durch die Sprache ihres Tuns, mein eigenes Wohlergehen ist mir das Wichtigste, ist, wenn man so will, mein Gott. Der Glaube an Jesus, an Gott, der rettet, verleiht Kraft, sich anders auszurichten. Der Glaube, dass niemand, der auf Gott hofft, zuschanden wird. Dieser Glaube macht es möglich, den Widrigkeiten und Versuchungen der Zeit zu widerstehen.

Auch heute gilt, was wir im Evangelium gehört haben: Nehmt euch in acht, dass Rausch und Trunkenheit und die Sorgen des Alltags euch nicht verwirren und dass jener Tag euch nicht plötzlich überrascht, Gerade im Zusammenhang mit den Fragen des Klimawandels wird deutlich, Menschen verdrängen leicht unangenehme Tatsachen. Bei schlechten Aussichten lockt die Versuchung, vieles für einige Zeit auszublenden – dieser Umgang erweist sich als Einfallstor für Süchte. Wer aus einer Sucht herausfinden will, lernt als erstes, mit dem Verdrängen aufzuhören. Die Kultur, die uns umgibt, möchte, dass wir gute Konsumenten werden – von materiellen und immateriellen Gütern. Gerade die online-Zeit, die Menschen in sozialen Medien verbringen, zeigt oft, wie suchtähnliche Verhaltensweisen entstanden sind. Um diese gezielt zu formen wird übrigens viel geforscht. Und wie kann man da herausfinden? Es ist ein Kampf von David gegen Goliath ein Kampf, in dem uns die Adventszeit helfen möchte. Sie kann unsere seelischen Muskel stärken, indem sie Ruhe und Stille in den Blick bringt. Das ist richtig ungewohnt. Probieren Sie aus, die Geräte, die Ihre Aufmerksamkeit bekommen wollen, in dieser Zeit bewusst zur Seite zu legen.

Vermutlich sind zu Beginn die Fragen sogar noch stärker da, wenn das Ablenken, Verdrängen nicht mehr praktiziert wird. Wie geht das sich Aufrichten und das Haupt erheben im Wissen, dass die Erlösung naht, wenn es eng wird, Angst hochkommt, dass die Zukunft schlecht ist? Dabei leuchtet es unmittelbar ein, ein Mensch, der sich aufrichtet, Raum macht für sein Herz und für den Atem, der kann anders bestehen, als einer der in sich zusammensinkt.

Das Zusammensinken kommt von allein, das Aufrichten braucht die Entscheidung und einen Einsatz von Kraft. Die Kraft für einen solche Entscheidung, die beziehen wir oft aus einem bewussten Wechsel der Sichtweise. Das zeigt die Selbsthilfe – Bewegung der 12-Schritte, die beim Weg aus Abhängigkeiten richtig vielen Menschen hilft. O-Ton der ersten 3 Schritte: Wir gaben zu, dass wir unseren Abhängigkeiten und Problemen gegenüber machtlos sind — und unser Leben nicht mehr meistern konnten! Wir kamen zu dem Glauben, dass eine Macht, größer als wir selbst, uns unsere Gesundheit wiedergeben kann. Wir fassten den Entschluss, unseren Willen und unser Leben der Sorge Gottes — soweit wir ihn verstanden haben — anzuvertrauen. Effektive Selbsthilfe beginnt da mit dem Eingeständnis, es nicht selbst zu können, also auf das Kommen Gottes, auf den Advent angewiesen zu sein, und der Bereitschaft sich dafür zu öffnen.

Die Zukunft kommt, ob ich diesen Lebensraum mitgestalte oder ob ich sie über mich hereinbrechen lasse. So zeigen sich 2 ganz unterschiedliche Zugänge. Im Evangelium heißt es dazu: er, dieser Tag, wird über alle Bewohner der ganzen Erde hereinbrechen. Ich persönlich höre da, keiner kann seinem Ende ausweichen. Von diesem Ende her wird dann das ganze Leben betrachtet und bewertet. Der Maßstab wird nicht sein, was hast du alles genossen und wie hast du dir es gut gehen lassen. Es wird ein Maßstab der Gerechtigkeit sein, der alle Menschen im Blick hat.

Der Maßstab der 2. Lesung ist das Wachsen in der Liebe. Liebe ist ein schönes, verheißungsvolles, aber auch ein wehrloses Wort — oft missbraucht. Gemeinsam sind wir mit anderen und zu anderen unterwegs, auf dem Weg der Liebe und zu Gott, der zu uns kommen will. Wir können in der Liebe wachsen, weil Gott uns begegnet in unserem Alltag. Dieses Kommen Gottes, diesen Advent, nicht durch Ablenkungen zu verpassen, im Wach sein und im Beten, ist eine wesentliche Herausforderung für jeden und jede von uns heute. Unser Sehnen nach Gott, so weiß ein neues geistliches Lied kann uns den Weg weisen. — Singen wir es gemeinsam.


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