2.Adventssonntag

Bibelstellen im Lesejahr C

  1. Les Bar 5,1–9

Antwortpsalm Ps 126

  1. Les Phil 1.4–6.8–11

Evangelium: Lk 3,1–6

Liebe Mitchristen

Leg ab, Jerusalem, das Kleid deiner Trauer und deines Elends. Bekleide dich mit dem Schmuck der Herrlichkeit, die Gott dir für immer verleiht.
So haben wir in der ersten Lesung gehört.

Wer ist Jerusalem für Sie, wenn Sie Worte der Schrift hören? — Sagen Sie sich, die Stadt im Nahen Osten ist weit weg das geht mich alles nichts an, dann rauscht das Wort an Ihnen vorbei, zusammen mit den vielfältigen Bildern aus dem Konflikt in und um Israel in diesen Tagen.
— Das wäre schade, denn Jerusalem kann für uns als Gemeinde stehen als Ort, in dem Gott wohnen will. Es passt auch für Glaubensgruppen, wie Familien. — Steh auf, Jerusalem, – sieh deine Kinder – Sie freuen sich, dass Gott an sie gedacht hat. – Wer möchte sich nicht so freuen können?

Das wäre doch etwas, wenn dieses Wort uns gelten könnte.

Dann müsste man das Kleid der Trauer ablegen. So ein Kleid findet schneller einen Träger, eine Trägerin, als es Menschen oft bewusst ist.
Situationen, die schwierig erscheinen, in denen eine Annahme schwer fällt, führen schnell in einen Trauerprozess.

Bei der Begleitung von Sterbenden zeigen sich Schritte der Trauer sehr deutlich. Es gibt sie aber in vielen Zusammenhängen. Oft stirbt da etwas, ob Hoffnungen oder Beziehungen oder …

Am Anfang steht meist das Nicht-Wahrhaben-Wollen dann regt sich Zorn es wird versucht, zu verhandeln und oft fällt man in Depressionen bevor eine Zustimmung innerlich möglich ist.

In den Umbrüchen bricht vieles Vertraute weg, ist neues Denken gefordert. Advent als Zeit der Umkehr, also der Einübung in solches Denken könnte dabei helfen. Und wer bei sich ein Trauergewand bemerkt, den könnte jetzt Gottes Wort ermutigen, das abzulegen, den Schmuck der Herrlichkeit, die Gott verleiht, anzulegen. Das Trauergewand ablegen, könnte heißen, nicht mehr zu jammern, zu klagen, auf Defizite zu schauen. Den Schmuck der Herrlichkeit, die Gott verleiht, anzulegen entspräche, den Blick zu öffnen für Gottes Nähe im eigenen Leben, für seinen Segen und seine Führung.

Prophetische Worte zeichnen sich dadurch aus, dass Menschen aus unterschiedlichen Zeiten in ihnen etwas von Gottes Kraft und Weisung erkennen. Da haben sie viel gemeinsam mit den biblischen Gebeten, den Psalmen.

Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet Ihm die Straßen! möchte ähnliches ermöglichen. Wenn es dann im Ruf vor dem Evangelium weiter heißt, alle Menschen werden das Heil Gottes schauen regt sich manches Aber und die Frage: Stimmt diese Verheißung? für den nahen Osten, die Ukraine für Syrien, für Situationen der Gewalt, ob sie in den Nachrichten auftauchen oder eher im Verborgenen bleiben? Stimmt es für persönliche Lebenslagen, in denen es manchmal sehr unwirtlich, lebensfeindlich ist, wie eine Wüste der zwischenmenschlicher Dürre. In der Wüste ergeht das Wort des Herrn hören wir im Evangelium. Was bedeutet dieser Zusammenhang in den persönlichen Situationen, die uns als Wüste gerade gegenwärtig waren?

Hören des Wortes braucht bewusstes Empfangen. Wüste, als karger Ort, kann dabei helfen. Empfangen bleibt oft im Verhandeln stecken, ein mögliches Zeichen für einen laufenden Trauerprozess übrigens.
Kennen Sie solche Gedanken: Aber wie kann es gehen, wo finde ich Zeit und Gelegenheit?
Es gibt so viele Aufgaben, die getan werden sollten. Da ist die Planung für die kommenden Festtage. Die Zeit drängt doch auch im Beruf. Manches sollte noch in diesem Jahr gemacht werden.

Das Wort des Herrn erging an Johannes und er verkündigt Umkehr, eine neue Weise des Denkens. Eine solche neue Weise kommt uns auch in der Lesung aus dem Beginn des Briefes des Apostel Paulus an die Gemeinde in Philippi entgegen. Paulus schreibt, dass er für alle betet und Gott dankt. Er möchte, dass die, die diesen Brief hören, reich an Einsicht und Verständnis werden, damit sie beurteilen können, worauf es ankommt. Welche Gedanken kamen Ihnen, als Sie diese Worte hörten?

Beim Hören des Gedanken von Paulus könnten wir sagen, Paulus lebt nicht in unserer Zeit — mich meint der ganz sicher nicht. Aber es gibt auch in einen anderen Denkrahmen.

Wen dieser Brief in seiner persönlichen Wirklichkeit anspricht, der erfährt etwas von dieser neuen Art des Denkens. Ein Denken, das von der Wirklichkeit ausgeht, Gottes Werk hat in unserem Leben, in persönlichen Tun, begonnen

  • in der Unzufriedenheit mit bestehenden Verhaltensweise, die einem guten Leben für alle im Weg sind

  • in unterschiedlichen Einsätzen für Hilfsbedürftige und Benachteiligte

  • im gemeinsamen Mühen für eine lebendige Gemeinschaft vor Ort, in der Familie oder am Arbeitsplatz

Diese Sichtweise stärkt für den eigenen Lebensweg, lässt Heil erfahrbar werden.

Zu Beginn dieses Abschnitts sagt Paulus: Er betet für alle mit Freude. Er ist mit den anderen Christen verbunden. Viele sind mit uns auf dem Weg des Glaubens, hier in dieser Gemeinde, in muttersprachlichen Gemeinden, in Schwesterkirchen.
Was bedeutet das für Sie?
Freuen wir uns, wir sind nicht allein. Gott tut auch an anderen sein Heilswerk?
Wollen oder können wir für manche Mitchristen nicht so beten?
Kennen wir die Freiheit der Kinder Gottes, die sich an der Vielfalt erfreut?

Paulus will Gemeinschaft mit den anderen. Kennen wir diese Offenheit anderen gegenüber? Oder sind uns offene Rechungen untereinander vertrauter, die uns aneinander binden und es schwer machen, offen zu werden für Jesus Christus und sein Kommen.

Es ist normal im Alltag, dass manches krumm herauskommt oder uneben ist. Wie findet man in diese neue Weise des Denkens und Handelns herein, die Paulus auszeichnet, die den Kern von Umkehr ausmacht? Die bilderreiche Sprache der Bibeltexte heute beschreibt gut, wie schwierig das ist. Sie lenkt unseren Blick auf Schluchten, Täler und Berge: Wo tun sich im Alltag Gräben auf? Wo fehlen Brücken? Welche Problemberge warten darauf, abgetragen zu werden?

Advent, die Zeit der Vorbereitung auf Weihnachten ist auch eine Zeit der Versöhnung und der Heilung. Krummes wird gerade, Unebenes eben. All das können wir im Miteinander nicht erzwingen. Aber im Glauben dürfen wir darauf hoffen und so voll Vertrauen Gott diese Seiten unseres Lebens hinhalten. Ob wir dies in besinnlichen Augenblicken tun, oder wenn wir uns mit der weihnachtlichen Post beschäftigen, oder wenn wir ein versöhnendes Gespräch suchen, es gibt viele Möglichkeiten sich von der Gnade Gottes überraschen zu lassen. Wir haben die Verheißung Heil sehen zu dürfen, Heil, das von Gott kommt.


Kommentare

Eine Antwort zu „2.Adventssonntag“

  1. „Für mich ein wichtiger Satz aus dem letzten Abschnitt:
    Krummes wird gerade, Unebenes eben. All das können wir im Miteinander nicht erzwingen. Aber im Glauben dürfen wir darauf hoffen und so voll Vertrauen Gott diese Seiten unseres Lebens hinhalten.“

    Meine Erfahrung ist, dass es wichtig ist, zu einem JA zu finden zu dem was das Leben einem vor die Füße stellt (legt, schmeißt) indem man durchtaucht durch die Gedanken und Gefühle des Festhaltens: „Aber ich will doch …“ „das darf doch nicht sein“ Warum muss ich das erleben“ „Nein, Nein, Nein, ich will dass alles so bleibt wie es ist“. Schön wäre es, aber wir können es nicht erzwingen, dass es andere für uns recht machen. Erst durch ein „Ja“ von uns, christlich gesprochen „dein Wille geschehe“ „ich halte Ausschau nach dem was kommen will und traue Gott zu, dass es einen guten Weg für mich gibt“ Erst dann kann NEUES sich zeigen. Und dann braucht es den Mut zu Schritten der Veränderungen. Manchmal geht es dann Schritt für Schritt und manchmal muss man einen Sprung ins Neue wagen, ohne Netz und doppelten Boden. Springen im Vertrauen, dass es sich zeigen wird, wie es weiter geht.
    Ich habe das im eigenen Leben beim Durchgang durch schwere Krisen erlebt. Eine Freundin schrieb mir in einer solchen: Am Punkt =0= , wenn du alles eigene Wollen aufgibst und dich deinem Schicksal ergibst, durchschreitest du den Wendepunkt. Dann erst gibt es Raum dafür, dass der Heilige Geist wirken kann. Ja ich kann das bezeugen.

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