DarstellungDesHerrn

Bibelstellen am 2. Februar

  1. Lesung: Mal 3, 1–4
  2. Lesung: Hebr 2, 11–12.13c–18

Evangelium: Lk 2, 22–40

Predigt: Liebe Mitchristen

Wenn Sie jemanden beobachten, dem ein Licht aufgeht, dann ist das ja oft eine schöne Erfahrung. Das Licht scheint in den Augen dieser Person wieder — schon dieser Widerschein kann Freude wecken. Sie können sich gewiss erinnern, dies bei Kindern gesehen oder auch erfahren zu haben.

Unsere Sprache weiß im Wort Enttäuschung, dass das Entdecken manchmal auch schmerzhaft ist. Das Licht tut weh, bildlich gesprochen, macht man dann unwillkürlich die Augen wieder zu. Der Prophet Maleachi fragt daher: Wer erträgt den Tag, an dem er kommt? Diese Frage ist in unseren Tagen besonders aktuell. Viele reagieren auf die Erkenntnisse der Wissenschaftler zur globalen Erhitzung mit Ablehnung, im Grunde verschließen sie sich vor den Konsequenzen dieser Aussage. So kommt Umweltschutz und damit das Thema nachhaltige Zukunft auf den Wahlplakaten m.M.n. wenig vor. Die Enttäuschung vieler ist groß und führt, wie oft bei Trauerprozessen, erst zum Wegsehen, dann auch zu Aggression gegen alles mögliche.

Letzten Montag war Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus. Vor 80 Jahren wurde Auschwitz befreit. Auf diesem Hintergrund wird noch sichtbarer, die allgemeine politische Stimmung ist sehr aufgeheizt – es gibt richtig viel Wut bei uns und nicht nur dort. Der Blick in die USA zeigt es sehr deutlich. Wer erträgt Enttäuschung und Kränkung? Da kommt ein Tag grundlegender Klärung und Reinigung. Wut wird von kommerziellen digitalen Internetplattformen wie X oder Facebook, Instagramm bzw. TikTok spürbar verstärkt. Was kann helfen, sich nicht mitreißen zu lassen?

In seinen Blogs wirbt der Antisemitismusbeauftragte von Baden-Württemberg, Dr. Blume dafür, sich nicht zu einem Dualismus, also einem Schwarz-Weiß Denken verführen zu lassen. Dann sind die einen Gut und die anderen Böse. Dann gelingt es einfach, Grenzen zu ziehen, sich auf die ,,richtige" Seite zu schlagen und die Bösen entsprechend zu bekämpfen. Im aktuellen Wahlkampf stellt sich die Frage, Was kann man denn wählen? Vielleicht kennen Sie diese Unsicherheit. Es gibt viele Versprechungen – für mich damit die Frage – ist das realistisch? Also kann so etwas umgesetzt werden und welche Auswirkungen hat das? Weiteres Wachstum – das wissen wir durch wissenschaftliche Überlegungen – aber auch durch den gesunden Menschenverstand – hat Grenzen. Es braucht eine andere Erzählung von dem, was uns Menschen frei werden lässt und dabei unterstützt, heilig zu handeln, wie in den Tagen der Vorzeit. Wer so über die Lesungen nachdenkt, will ja nicht zurück in die Steinzeit. Sondern sucht nach einer Lebensorientierung, die mit Gott, dem Guten, Wahren, Schönen, dem Heiligen verbindet. Wie können Menschen über den Sinn unseres Lebens sprechen und dann auch entsprechend handeln, der der Schöpfung wohl tun?

Mein Nachdenken über die heutigen Lesung ist inspiriert durch ein Buch eines Theologen, der diese Fragen intensiv bewegt. Es hat den Titel Life After Doom – also Leben nach dem Untergang. Im Grunde wird es allen Menschen, die denkend genauer hinschauen, klar sein, die aktuelle Lebensweise, die unsere Erde massiv übernutzt, wird untergehen. D.h. man kann nicht immer mehr an Ressourcen abbauen, immer mehr Müll wegwerfen – es wird nicht gehen. Nur was hilft, nicht wegzuschauen – wer erträgt diesen Tag? Einen Hinweis möchte ich nun noch weitergeben, als Hilfe, wenn wir mit anderen ins Gespräch kommen, egal ob sie sich aktivistisch für eine Veränderung einsetzen, oder eher zurück zu früheren Zeiten wollen. Und vielleicht gilt das ja schon für die eigenen Gedanken in vielen von uns.

Dazu folgende Weise unser Denken zu beschreiben: Jede Person hat Anteile, die sichern das Überleben. Sie sind auch im Gehirn zu identifizieren – es sind sehr wichtige Bereiche dort, ohne diese würden wir ja nicht existieren. Gleichzeitig gilt, wenn diese die Entscheidungen dominieren, sind wir in einer Welt des Fressen und Gefressen Werdens, einer Welt, die vom Recht des Stärkeren bestimmt ist.

Dann gibt es einen Bereich, der steuert das soziale Verhalten. Der ist aus Sicht der Evolution auch ziemlich alt. Menschen haben ihn mit vielen Säugetieren gemeinsam. Dazugehören ist ein wesentlicher Wert. Viele Experimente zeigen, wenn die Gruppe etwas richtig oder wahr findet, was objektiv nicht stimmt, stimmen Einzelpersonen gegen ihr Wissen oft im Sinne der Gruppe.

Und dann ist in uns – aus Sicht der Evolution der jüngste Bereich – ein Teil, der uns hilft, Sinn zu finden, persönliche Bedeutung, Kraft für das Leben. Dieser Bereich ist stark geprägt von den Erzählungen, die in der eigenen Gruppe die Identität formen.

Es gilt nun Raum dafür zu schaffen, dass diese 3 Anteile in mir miteinander ins Gespräch kommen, lernen, einander zu würdigen, wertzuschätzen. Die Trauer, die da ist, weil manche Hoffnung des Lebens enttäuscht wurde, gut zu leben. Und dann dies auch in Interaktionen mit anderen zu fördern. So werden die Lesungsworte aktuell, die ausprechen, dass es schwer sein kann, das Kommen des Herrn zu ertragen. So verbindet das Evangelium heute mit dem Licht, das dem Simeon aufgeht, auch ein Schwert, das Maria durch die Seele dringt. Jesus ist ein Zeichen, so Simeon, dem widersprochen wird. Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. Und es ist zumindest am Anfang unscheinbar, wie ein kleines Kind – nichts Spektakuläres. Das kann auch Hoffnung stiften.

Widerspruch, Klärung, offenbar werden der Gedanken, ist das wenigstens ein wenig attraktiv? Möchten wir gereinigt oder geläutert werden? Können wir dem uns hinhalten oder werden wir ausweichen? Der Druck könnte ja einem die Luft abdrehen. Und dann sind wir bei einer weiteren Zeichen in diesem Gottesdienst, dem Blasiussegen. Er gilt, so die Tradition der Kehle. Die Kehle ist im alten Testament der Sitz der Seele. Das Licht Gottes soll uns aufgehen, durchdringen. Dann wird manches schwere und schmerzhafte deutlicher herauskommen. Aber es wäre eine Täuschung, wenn man meint, weil man das schwere ohne das Licht nicht sieht, ist es nicht da.

Im feierlichen Ostergottesdienst beten wir antwortend auf das Licht – deo gratias – Dank sei Gott. Wir dürfen dankbar auf das Licht schauen, das von Gott kommt. Diese Dankbarkeit, davon bin ich überzeugt, wird uns auch helfen, Wege zu finden, unsere Geschichte mit Gott in neuer Weise zu erzählen, so dass wir den Tag des Kommens ertragen können gereinigt werden von Todesfurcht und Knechtschaft.


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