Kontext dieses Beitrags
Die Gottesdienstordnung hilft, das Wesen eines Festes mehr und mehr zu erfassen.
In diesem Jahr hat mich besonders die Macht angesprochen, Kinder Gottes zu werden.
Also im Grunde der Tausch, den wir glaubend feiern, dass Gott in Jesus ein Menschenkind wurde, damit wir in IHM Kinder Gottes werden können. Dieses Festgeheimnis lädt uns ein, sich staunend darauf einzulassen.
In Buch von Christian Hennecke hat sicher auch zu diesem Fokus beigetragen.
Wie schon im Vorjahr begann für mich diese Festzeit mit der Unterstützung einer Initiative am Ort,
,,Der offenen Tür an Heilig Abend — Weihnachten in Gemeinschaft“
Da ich auch wieder im Chor beim weihnachtlichen Festgottesdienst dabei war, beginnt diese Sammlung der Gedanken zum Geheimnis dieser Festzeit mit den
Bibelstellen am 2. Feiertag, dem Stephanstag
Lesung: Apg 6, 8–10; 7, 54–60
Evangelium: Mt 10, 17–22
Gedanken zur Einführung
In 2024 ist der Leitgedanke der Aktion Friedenslicht aus Bethlehem: Vielfalt leben. Zukunft gestalten
Er kann uns in unserem alltäglichen Ringen um eine gute Lebensführung leiten. Vielleicht hilft auch ein Blick auf das Wort Bethlehem. Seine Wortbedeutung kann man als Haus des Brotes oder auch als Haus des Kampfes übersetzen. Vielfalt ist oft beides – belebend (wie Brot) und ein Ringen (die Seite des Kampfes).
Predigt: Liebe Mitchristen
Weihnachten passt zu unserer Friedenssehnsucht. Der weihnachtliche Lobpreis der Engel Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade. konnte damals die Hirten erreichen. Sie machten sich auf und erzählten davon an der Krippe. Maria bewahrte diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen. So erzählt Lukas. Was bewahren wir, Sie und ich, von diesem Fest in unseren Herzen?
Heute, am 2. Weihnachtstag, wollen uns dabei Erfahrungen der Urkirche bestärken. Jesu Jünger erleben, wie ihre Gemeinschaft wächst und damit vor neuen Herausforderungen steht. Die Berufung des Stephanus hängt mit einem gravierenden Umbruch, einem Konflikt in der Urkirche zusammen. Die Namen der Diakone lassen erkennen, eine weitere Kultur, im Grunde also bisher fremde Menschen, öffnet sich für den Glauben, wird teil der Kirche. Der Umgang mit dieser neuen Vielfalt hat damals die Gemeinschaft herausgefordert und Konflikte dieser Natur begleiten uns bis heute. Wenn Sie auf Ihre Kirchenerfahrung heute schauen, welche Gruppen in unserer Kirche sind Ihnen, sind uns fremd, also sprechen und denken anders? Kennen Formen den eigenen Glauben zu leben, die uns vielleicht sogar irritieren?
„Vielfalt leben. Zukunft gestalten" – ist das Motto der Friedenslicht-aus-Bethlehem-Aktion in 2024. Daran musste ich denken, als ich auf der Homepage der Gemeinde das Grußwort zu den Feiertagen las. Vielfalt fällt ja schon in der Urkirche schwer – Paulus nutzt in einen Brief das Bild eines Leibes, um die Unterschiedlichkeit der einzelnen Glieder zu beschreiben. Eine Nase kann ja nicht riechen, warum es eine Hand partout nicht begreifen kann, was dem Auge so offensichtlich ist. Zukunft gestalten gelingt nur gut in einem versöhnten Miteinander, also wenn es gelingt, Vielfalt zu leben.
Damals wurden die Witwen der griechisch-sprechenden Christen vernachlässigt. Diese Situation beschreibt die Apostelgeschichte, wenn man kurz vor die heutige Lesung schaut. Lukas erzählt, wie die Kirche damals Menschen, die mit einer Situation unzufrieden sind, in Verantwortung nahm, ihre Kraft und ihre Ideen so für das Wohl des Ganzen nutzbar machte. Das Fördern von Selbstwirksamkeit hilft bis heute, Umbrüche zu bestehen. Veränderungen treffen oft auf großen Widerstand. Ein System hat ein Gleichgewicht gefunden und möchte nicht gestört werden. Das Ringen zu guten Weisen einer Transformation, z.B. bei der Nutzung fossiler Energien, ob in der Industrie, bei der Mobilität oder dem Umfeld des Wohnens sind dafür öffentliche Beispiele – Sie werden aus Ihrem Lebensumfeld persönliche Erfahrungen dazu legen können. Im Evangelium hörten wir, wie Menschen einer bestimmten Richtung mit Stephanus streiten wollen. Was sie konkret stört, ist nicht überliefert. Ich vermute, Stephanus durchbricht mit
seinem Einsatz manches ungute Muster. Menschen können die Kraft der Liebe für sich spüren, so anders zu leben. Das bewirkt gelebte Vielfalt. In unserer Zeit könnte so etwas im Umfeld von Flüchtlingen geschehen, die sich dann selbstbewusster in der Gesellschaft einbringen, bisher Fremdes sichtbarer werden lassen. In der Folge werden dann auch Stimmen laut, die das Gewohnte in Gefahr sehen.
Was bewahren wir von der Weihnachtsbotschaft im Herzen? Der Dienst des Stephanus zeigt: Gott kommt uns in Liebe nahe, damit wir diese Kraft der Liebe für uns spüren und lebensfeindliche Muster verlassen, frei werden.
Davon Zeugnis zu geben, ist nicht überall willkommen. Die Weihnachtsbotschaft passt nicht zum Recht des Stärkeren, das in vielen Situationen das Miteinander von Menschen zu allen Zeit prägt. Diejenigen, die bislang das Sagen hatten, die von diesem Recht profitierten, wehren sich. Jesus, der als Kind in der Krippe zu uns kam, und die Menschen, die ihm folgen in die Freiheit der Kinder Gottes führen will, hat es vorausgesehen. Wir haben es im Evangelium gehört. Und wir können an Stephanus im Bericht der Apostelgeschichte ablesen, wie dieses Zeugnis geben gehen kann, gerade wenn es Streit gibt.
Stephanus war da nicht zimperlich, hat sich von den Befindlichkeiten seiner Gegner nicht einschüchtern lassen. Ich finde, er ist bis heute eine Anfrage an uns, wenn wir merken, es gibt Konflikte. So etwas ist vermutlich normal – d.h. in jeder Gemeinschaft ob Familie oder Gemeinde wird es Themen geben, bei denen unterschiedliche Positionen aufeinander prallen, Vielfalt leben herausfordert. Manche könnten davon aus den letzten Wochen auch persönliche Beispiele nennen.
Das Wort der Bibel fragt uns heute an: Wie streiten wir? Gelingt es, sich dabei dem Geist des Vaters zu öffnen, den Jesus uns verheißt? Der durch uns reden möchte? Also uns nicht verteidigen und rechtfertigen, sondern den Fokus anders setzen, wie es Stephanus gelang. Haben Sie so etwas schon mal erlebt? Das aus Ihnen etwas kommt, was den Konflikt sehr verändert oft auch entschärft – ein Wort, dass Ihnen geschenkt wurde?
Jeder Konflikt hat mindestens 2 Seiten. Wir haben dabei unterschiedliche Perspektiven. Schnell verhakt es sich und Menschen werten einander ab. Es gibt als Alternative die Erfahrung des Stephanus. Sie fragt uns an: Wo sehen wir den Himmel offen und Christus (also die Botschaft Jesu – Gott rettet) zur Rechten, also ganz präsent und können dazu stehen, es ins Wort bringen?
Diese Erfahrung der Urkirche lässt uns darüber nachdenken: Wie gelingt der Umgang mit Glaubenszeugnissen, die einem fremd sind? Bei denen wir Empörung im Herzen spüren? Natürlich prägt die Botschaft der Liebe nicht jedes Glaubenszeugnis. Der Terror der Hamas ist dafür ein deutliches Beispiel. Was hilft, nicht in diese Falle zu tappen, Personen mit anderer Ausrichtung mundtot zu machen oder auf andere Weise zum Schweigen bringen? Gleichzeitig gilt, man kann nicht nicht kommunizieren. Sich aus Konflikten herauszuhalten ist auch eine Aussage. Vermutlich ist Jesu Verheißung, dass der Geist unseres Vaters durch uns reden möchte, ein wichtiger Auftrag. Dazu braucht es die Bereitschaft hinzuhören, gerade wenn alles in einem schreit, so nicht!
Am Schluss dieser Gedanken lade ich daher ein, in den Konflikten, die uns gerade nahe sind, in einigen Augenblicken des Schweigens Gottes Geist und Herrlichkeit, das Friedenslicht aus Bethlehem zu suchen – und wie Maria im Herzen zu bewegen.
Bibelstellen zum Fest der Heiligen Familie im Lesejahr C
- Lesung: 1 Sam 1,20-22.24-28
- Lesung: 1 Joh 3,1f.21-24
Evangelium: Lk 2,41-52
Gedanken zur Einführung
Der Sonntag in der Weihnachtsoktav ist das Fest der Heiligen Familie.
Seit 2015 hat die Bischofskonferenz auf diesen Sonntag den jährlichen Familiensonntag gelegt, und empfiehlt als Jahresthema für die Begleitung von Familien: „Familien. Orientierung in bewegter Zeit“.
Predigt: Liebe Mitchristen
Wie zu Beginn des Gottesdienstes erwähnt, feiert die deutsche Kirche heute den Familiensonntag mit der Ausrichtung „Familien. Orientierung in bewegter Zeit”. Bewegte Zeiten betreffen Familien ja mehrfach. In den letzten Jahrzehnten hat sich durch eine große Mobilität bei uns viel verändert. Großeltern leben nicht mehr selbstverständlich in der Nähe. Bei der Begleitung meiner Eltern gerade gegen Ende ihres Lebens war ich als Sohn über 500km entfernt und das bedeutet ein anderes Miteinander, als z.B. meine Eltern es in ihrer Familie erlebt hatten.
Gleichzeitig hat sich die Lebenserwartung spürbar verlängert. Viele Menschen erleben den Segen, der in Psalm 128 so ins Wort kommt. Der gesegnete Mensch soll die Kinder seiner Kinder sehen können. Gestern war meine Hausfrau z.B. bei einer Enkelin und weitere Teile der Familie konnten dazukommen, so dass sie 3 Urenkel erlebte. In unserer Kultur bieten diese Tage oft einen Anlass für Familien, zusammen zu kommen.
Orientierung in bewegten Zeiten ist auch auf die aktuellen Umbrüche in unserer Gesellschaft hin notwendig. Von meinem Erstberuf her habe ich eine persönliche Nähe zu Netzwerken im Internet, wie Facebook, Tik-tok, Twitter und den Umgang mit diesen großen Plattformen. Sie sind von Interessen geleitet, die in andere Richtung führen, als wir es im Glauben anstreben. Ein Blogger, er ist Beauftragter gegen Antisemitismus in Baden-Württemberg, spricht in seinen Posts von ,,antisozialen Medien”. Seine Beiträge sind über https://sueden.social/@BlumeEvolution abzurufen.
Die Algorithmen, die auf Post von Teilnehmenden aufmerksam machen, sind nicht von Liebe oder Geschwisterlichkeit bestimmt. Sie fördern eher Empörung, bieten Hass und Hetze eine Plattform, machen Menschen nachgewiesener Maßen süchtig. Sie führen nicht zu mehr Liebe und Empathie. Nutzende in diesen Plattformen werden motiviert auf ihr zu bleiben und zu verweilen. So gelingt es, gute Konsumenten zu formen. Damit das Bleiben nicht innerlich anstrengt, werden Affekte bewusst geschürt. Diese steuern uns dann und lassen uns Dinge tun, die von Außen oft unverständlich sind. Die Wahl in den USA war dafür ein gutes Beispiel. Es lohnt sich also schon darauf zu achten, in was wir bleiben und verweilen.
„Familien. Orientierung in bewegter Zeit”. Welche Orientierung in dieser Situation unserer Welt finden wir heute im Wort Gottes? Die Lesung aus dem Alten Testament schildert eine Begebenheit aus einer uns fremden Familiensituation. Wir hatten dazu vor einer Woche am 4. Adventssonntag schon einiges bedacht. Manche werden sich vielleicht erinnern. Im Evangelium ging es vor 8 Tagen um die Begegnung von Maria und Elisabeth und um die Bestärkung, die Orientierung, die so möglich wurde. Ich hatte dazu etwas aus der Zeitschrift der Frohbotinnen von Ursula Rapp zitiert. Dabei hatten wir auf Hanna in ihrer schwierigen Lebenssituation geschaut. Sie ist eine von zwei Frauen Elkanars und war kinderlos. Diese Kinderlosigkeit machte ihr sehr zu schaffen. Sie konnte sich der Liebe ihres Mannes nicht öffnen, schaute auf die Kränkung durch die 2. Frau Elkanas, die Kinder hatte. Hanna sucht Orientierung bei Gott und macht beim persönlichen Beten die Erfahrung, dass Gott sie hört. Dies öffnete sie dann für den Schritt, den wir heute in der Lesung hörten, nämlich ihren Sohn Samuel auf Gott hin loszulassen. Ein Schritt, der vermutlich Samuel auch sehr gefordert hat. Die Bibelstellen verdeutlichen, das Miteinander in der Familie ist nicht reibungsfrei. Viele von Ihnen werden sich gut mit den Eltern Jesu und ihren Sorgen und Fragen identifizieren können.
Orientierung in bewegten Zeiten – dies ist auch ein Thema für alle, die sich als Kinder Gottes als Teil dieser Familie wahrnehmen. Die Lesung aus dem Johannesbrief weist darauf hin, es gibt etwas, was die Welt nicht erkannt hat – und damit auch nicht ins eigene Leben aufnehmen kann – das zentrale Orientierung für uns ist. Der Brief bezeichnet es als Liebe. Sie ist wie ein erfüllter Raum, um gut das eigene Leben vor Gott und mit Gott gestalten zu können. Diesen Raum hat Jesus vermutlich im Blick, wenn er seinen Eltern sagt: Wusstet Ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört. Am Ende des Hochgebetes betet der Priester: Durch IHN und mit IHM und in IHM — und lässt so diesen Raum bewusst werden, in dem wir leben dürfen und der uns Halt gibt, gerade auch in den Versuchungen der Welt — also jener Seite unserer Wirklichkeit, die mehr auf Empörung setzt, auf Abwerten, auf Spaltung. Wie gelingt liebevolles Miteinander in turbulenten Situationen, wo die Gefühle hoch her gehen? Die Konfrontation der Eltern Jesu mit einem neuen und überraschendem Verhalten ihres Sohnes zeigt, diese Frage ist nicht neu. Vermutlich kennt jeder und jede von uns Situationen, die auch in Empörung und somit in nicht konstruktives Miteinander hätte führen können.
Jesu Frage heute wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört? kann auch heute wichtige Orientierung geben. Um das in-dem-Sein, was Gott geh-hört, geht es beim Christsein, bei der Macht, Kinder Gottes zu werden. Das erbitten wir beim Vater unser, wenn wir sagen Dein Reich komme. Das ist ja nicht nur der Tempel oder sonst ein einzelner Ort. Gottes Gegenwart, die Herrlichkeit kann überall aufleuchten. Samuel wird von seiner Mutter als Gottes Eigentum Eli zur Ausbildung anvertraut. Für Hanna ein wichtiger Schritt in eine Freiheit vor Gott, so hatten wir es vor einer Woche gedeutet. Heute könnten wir auch einen Bezug zur Taufe herstellen. Da haben die meisten von uns ja ähnliches erlebt. Leider bleibt dieser Bezug, diese Ausrichtung auf Gott nicht, sondern wir lassen uns im Leben wegziehen von unterschiedlichen Ausprägungen des Mammon, wie Jesus diese Wirklichkeit in der Bergpredigt nennt. Von den Interessen der Welt, des Kommerz, des Status, also dem Wunsch, besser zu sein, als andere. Wer diesen Interessen Priorität gibt, bleibt nicht in der Liebe, der Güte, der Wahrheit, ist nicht in dem was dem Vater gehört. Sie haben den Johannesbrief noch im Ohr: Wer seine Gebote hält, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm. und Daran erkennen wir, dass er in uns bleibt: an dem Geist, den er uns gegeben hat.
Dieses Bleiben zu üben und dabei einander zu bestärken, dazu braucht es eine persönliche Vertrautheit, gewisser Maßen die Erfahrung von Familie. Ich bin davon überzeugt, die Zukunft unserer Kirche wird mit davon bestimmt sein, wie es Gläubigen gelingt, in solche Weisen des Miteinanders, der Weggemeinschaft hinein zu finden, um den Geist zu spüren, der uns gegeben ist.
Die Glaubensreise von Menschen auf Gottes Liebe hin beginnt oft als Fremde, ohne innere Bezüge zu Jesus Christus. Der Impuls der Lesung an den Namen seines Sohnes Jesus Christus zu glauben bringt etwas in Bewegung. Wer sich daran orientiert, setzt sein Leben darauf, dass Gott rettet und nicht etwas Materielles, was vielleicht dieses oder jenes im Leben angenehmer macht. So wird man ein Fan, kann meist schon etwas von dieser Liebe weitergeben, sich für diesen Raum einbringen. Oft entwickelt sich dann der Wunsch, bewusst Jesus zu folgen, sich an IHM ein Beispiel zu nehmen. Und nach und nach entsteht ein Band der Freundschaft und dann der Entschluss, Teil der Familie Gottes zu werden. Also, wie am Weihnachtstag es hieß, das Wort, das in die Welt kam, aufzunehmen. Dieses Aufnehmen ist vermutlich eher ein Lassen und Zulassen. Hanna und auch Jesu Eltern sind in dieser Weise gefordert und können sich darauf einlassen. (Wer sich für diese Vorstellung der Glaubensreise mit den 5-F interessiert, kann dazu mehr im Jahreskurs des Fresh-X Netzwerkes finden. Die Einheit B09 Zum Glauben einladen nutzt dieses innere Bild)
„Familien. Orientierung in bewegter Zeit”. Wenn das gemeinsame Verweilen bei diesem Leitgedanken Sie neugierig gemacht haben sollte, wie so eine Orientierung als Kinder Gottes gehen könnte – gerne können wir darüber außerhalb des Gottesdienstes ins Gespräch kommen. Ich bin davon überzeugt, dass in den Weggemeinschaften solcher vertrauten Gruppen von Glaubenden Orientierung für uns als Kirche in bewegter Zeit geschenkt werden kann.
Bibelstellen des Oktavtags von Weihnachten
- Lesung: Num 6, 22-27
- Lesung: Gal 4, 4-7
Evangelium: Lk 2, 16-21
Gedanken zur Einführung
Der Jahreswechsel hat mehrere weitere Themen:
Oktavtag von Weihnachten – Festtag der Mutter Gottes,
das ist viel für einen einzigen Tag. Er braucht aber auch viel, dieser Tag, der ein Anfang werden soll, nicht nur im Kalender. Im Namen Gottes, im Licht seines Angesichts gehen wir unsern Weg. Wir schauen auf den Sohn, er schaut uns an, das Kind mit dem Herzen Gottes.
Maria zeigt ihn uns, und zeigt uns auch, wie wir das viele, das wir sehen einordnen können, wie wir es im Herzen bewegen.
Predigt: Liebe Mitchristen
In der vor uns liegenden Woche werden viele von uns den Sternsingern begegnen. Auf dem Hintergrund der ersten Lesung sind das ja Menschen, die mit Freude andere segnen. Sie zeigen uns so einen wichtigen Beitrag für ein erfülltes Leben. Denn als Kinder und Erben Gottes, so bezeichnet ja Paulus die Menschen, die sich mit Gott, dem Vater verbunden wissen, dürfen wir das Gute, das Gott uns schenkt, mit unseren Mitmenschen teilen.
Im Gotteslob heißt es dazu unter der Nr 13: SEGENSBITTEN
Segnen heißt ‚Gutes zusagen‘. Wenn wir um den Segen Gottes bitten, danken wir für seine Güte und stellen uns unter seinen Schutz. Wir tun das in der Gewissheit, dass Gott in allen Situationen unseres Lebens bei uns ist. Christliche Segenszeichen sind vor allem das Kreuzzeichen, aber auch das Auflegen der Hände und der Gebrauch von Weihwasser.
Soweit der Hinweis aus unserem Gebetbuch.
Unsere Kommunikation im Alltag bei Begegnungen ist übrigens stark von Segensworten geprägt. Das wird vielen nicht bewusst sein. Ähnlich wie es in der Lesung hieß, legen wir in diesen Grußworten Gottes Namen auf das Gegenüber, in der Hoffnung, dass Gott es segnet. Wenn mir jemand Grüß Gott sagt, dann soll Gott MICH grüßen. Gott soll mit mir sein, soll mir begegnen in meinem Alltag. Diese Person wünscht mir im Grunde Ansehen von Gott her. Die Abschiedsworte Tschüss oder Ade bedeuten nichts anderes als „zu Gott" (Wer dazu etwas mehr lesen will, findet z.B. hier es schön aufbereitet.)
Bewusst zu segnen ist erfüllend, schön. Wahrscheinlich kennen die meisten von Ihnen einige Formen dafür oft ohne viele Worte. Das Wichtige ist ja die Verbindung zur Quelle des Guten zu Gott, die sich in diesem Tun ereignet. Es kann ein Kreuzzeichen auf die Stirn eines Menschen sein, der einem wichtig ist. Oder die Berührung eines nahestehenden Menschen, um ihm den Rücken zu stärken.
Wer sich mehr damit beschäftigt, hat vielleicht schon mal jemanden die Hände aufgelegt. Diese wichtige Gebetsgeste erbittet oft ohne Worte Gutes, Segen von Gott. Denn es ist ja nicht immer ganz klar, was in diesem gemeinsamen Gebet in den Segensstrom Gottes gestellt wird. Wir sehen nur von Außen auf die Situation. Gemeinsam öffnen sich die Betenden Gottes Geist. Einmal monatlich versammeln sich z.B. seit über 15 Jahren Menschen im Landkreis Böblingen, um so miteinander Gottes heilsame Nähe zu suchen. Am 30. Januar ist dies wieder der Fall. Vielleicht mag ja jemand nach Aidlingen in die Kirche Maria Himmelfahrt kommen. Diese Heilungszeit beginnt um 18 Uhr. Folgendes Gebetswort schließt oft die Zeit des Handauflegens ab, zeigt dadurch, was dieser Initiative wichtig ist.
Gott des Lebens, wir bitten dich: Möge dein Heiliger Geist durch uns fließen, uns reinigen, stärken und heilen, uns erfüllen mit Liebe, heilender Wärme und Licht, uns schützen und führen auf unserem Weg. Wir danken dir dafür, dass dies geschieht.
Diesen Fluss des Lebens zu spüren, verändert uns Menschen. Neben dem Gebet in Gemeinschaft braucht es auch eine persönliche spirituelle Praxis: Wie legen Sie den Namen ,Jesus‘ – also Gott rettet – auf Ihr Leben? Machen Sie ab und an ein Kreuzzeichen? Sprechen Sie ein bestimmtes Gebet? Gibt es eine andere Geste oder Gebärde, die Ihnen hilft? Wie starten Sie den Tag, um Mut + Kraft von Gott spüren zu können?
Übrigens lohnt es sich, auf die Seufzer zu achten, die den eigenen Alltag begleiten. Jesses! Herrje! Ach je! O jemine!
Seufzer, die oft unbewusst den Namen Jesu über diese Situation legen. Da ähneln diese Stoßseufzer vermutlich den Grußworten, die wir nutzen.
Das Gebet füreinander kann von der persönlichen Praxis profitieren. Und es kommt noch etwas dazu. Jesus hat uns ja verheißen, wo 2 oder 3 in seinem Namen versammelt sind, ist er mitten unter ihnen. So verändert sich oft die Atmosphäre eines Raumes. Sie kennen dies vielleicht, wenn Sie schon mal bei einer Segnungszeit zum Beispiel am Blasiustag dabei waren.
Segnen ist aber mehr. Jesus mutet uns, also denen, die von IHM lernen wollen, in diesem Zusammenhang einiges zu. Im Lukasevangelium hören wir, wie er uns auffordert: Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch beschimpfen! Mit Gottes Beistand werden so Teufelskreise im Miteinander durchbrochen, entsteht die Freiheit nicht Gleiches mit Gleichem zu beantworten sondern das Böse durch Gutes zu überwinden. Das ist richtig schwer – und wenn es dann mal geschieht, dürfen wir staunen, wie Heilung und Versöhnung uns geschenkt sind.
Es gibt, finde ich, zum Hineinfinden in eine Haltung des Segnens, einen zugänglicheren Auftrag Jesu, den er den Jüngern, die er aussendet, mitgibt: Wenn ihr in ein Haus kommt, sagt als erstes Friede diesem Haus. Persönlich versuche ich mich im Alltag daran zu erinnern. Wenn sich viele diesem Auftrag öffnen, sind gerade öffentliche Gebäude, wie Schulen, Kaufhäuser, Ärztehäuser, Apotheken oder Rathäuser eingehüllt in Segen. Ganz niederschwellig können wir so an das Tun der Sternsinger in diesen Tagen anknüpfen.
Wir feiern Gottesdienst am Anfang dieses neuen Jahres. Gottes Wort ist ja auch ein Auftrag. Möchten Sie ihn annehmen, es wagen, Sohn / Tochter / Erbe zu werden, in der Freiheit der Kinder Gottes zu leben? Darum geht es in den Weihnachtstagen. Allen die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden. Es geht um das Aufnehmen dieses Lichtes ins eigene Leben und so Gottes Liebe zu bezeugen, die uns im Kind in der Krippe aufstrahlt. Es geht um das Beispiel Jesu, in dessen Nachfolge wir unterwegs sind. Dessen Geist in unsere Herzen gesandt ist, der in uns betet – Abba – Vater.
Dies darf auch uns stärken auf dem eigenen Weg in die Zukunft. Als Menschen des Friedens werden wir am Ende jedes Gottesdienstes gesandt, nachdem der Segen auf uns gelegt wurde. Wir haben den Auftrag, einander vom Segen Gottes Zeugnis zu geben, zum Segen zu werden, Segen zu empfangen durch den Mitmenschen. Das Wort Messe lässt an diese Mission, diesen Auftrag denken. Anders gewendet heißt das, dass durch uns im Neuen Jahr unsere Mitmenschen spüren können, Gottes Angesicht ist ihnen zugewandt und schenkt das lebensnotwendige Ansehen.
Bibelstellen vom 2. Sonntag nach Weihnachten
- Lesung Sir 24, 1-2.8-12 (1-4.12-16)
- Lesung Eph 1, 3-6.15-18
Evangelium Joh 1,1–18
Gedanken zur Einführung
Der Eröffnungsvers für diesen 2. Sonntag nach Weihnachten lenkt den Blick nochmals zurück auf das Festgeheimnis. Er heißt:
„Als tiefes Schweigen das All umfing
und die Nacht bis zur Mitte gelangt war,
da stieg dein allmächtiges Wort, o Herr,
vom Himmel herab, vom königlichen Thron.“
Dieses Geheimnis will weitergesagt werden. So sind an vielen Orten jetzt die Sternsinger unterwegs und wollen den Segen Christi den Menschen bringen und Anstoß zum Glauben sein.
Predigt: Liebe Mitchristen
Mögen Sie Gedichte, verdichtete Sprache wie den Johannes-Prolog. oder hören Sie lieber Geschichten wie die Weihnachtserzählung von Lukas? Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte heißt es. Die Krippe zeigt das. Gleichzeitig lassen sich nicht alle Seiten der Wirklichkeit direkt malen. Da passen Worte und Gedichte oft besser. Das Evangelium lädt heute ein, achtsam inne zu halten, wahrzunehmen, das weihnachtliche Geschehen reicht in die Ewigkeit, also über unsere Erfahrung von Raum und Zeit hinaus, hinein in ein Geheimnis, das wir mit Gott verbinden.
Wer sich diesem Abschnitt bedenkt, bleibt schnell beim Begriff „Wort" hängen. Was kommt da in Ihnen ins klingen? Ein Wort kann Macht haben, ganz unterschiedliche Gefühle auslösen. Welche Worte haben Sie in sich aufgenommen? Gibt es dadurch mehr Leben und Freude oder wächst Unfriede, vielleicht sogar Hass?
Allen, die IHN aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden. Vorher heißt es die Seinen nahmen IHN nicht auf. und die Welt erkannte IHN nicht. Menschen können etwas aufnehmen, das in eine familiäre Beziehung mit Gott bringt, in ein Werden. Das passiert nicht überall, wird nicht immer erkannt. Erkennen in der Bibel beschreibt eine liebevolle Beziehung.
Wer von Gott als Wort spricht, meint natürlich kein Wort aus der deutschen oder einer anderen Sprache. Dieses Wort zu beschreiben, ermöglicht über die eigenen Gottesbilder nachzudenken. Ist es eher wie ein Substantiv oder wie ein Verb? 2 wichtige Wortarten und Perspektiven die durch die Regeln der Grammatik in den Blick kommen. Alles ist durch das Wort geworden – das kann ein Substantiv im Blick auf den Schöpfer wie auch ein Verb, das schöpferisch wirkt, aufgreifen. Allen die IHN aufnahmen – diese Zusage passt, finde ich, deutlich besser zum Wirken Gottes, also dem Verb. Wer über das Geheimnis Gottes im Bild eines Verbs nachdenkt, betont die Beziehung in Gott, den Heiligen Geist, der im Menschen Wohnung genommen hat. Meister Eckhard, ein wichtiger Mystiker des Mittelalters, hat einmal die Rolle des Menschen, also derer die IHN aufnehmen, als Adverb beschrieben. Diese Wortart erschließt Eigenschaften, die mit dem Wort als solchem verbunden sind. Wer IHN aufnimmt und sich als Adverb versteht, ist in Beziehung mit Gott. Seine Lebensvollzüge zeigen Eigenschaften Gottes wirksamer Geistkraft. Wir können uns fragen: Wie wirkt Gott in dieser, seiner Welt, wenn ich dieses Adverb bin? So entstehen auch Brücken zu Menschen guten Willens, also Personen, die das Wort, von dem das Evangelium spricht, aufnehmen, aber nicht unsere Formen christlicher Tradition teilen.
Oft zeigt sich das Aufnehmen in einer Entscheidung, die der Welt verborgen ist, die sie nicht erkannt hat. Für die Welt gilt, Kinder sollen mündig, erwachsen werden, es selber auf die Reihe bekommen. Abhängig sein ist ein Nichtziel. Beim Werden als Kind Gottes ist es umgekehrt. Diese Menschen nehmen die Abhängigkeit von Gott an, lernen vom Wort, das Fleisch geworden ist und unter uns gewohnt hat, sich dieser Abhängigkeit anzuvertrauen. Werden bedeutet als mündiger Christ bewusste Selbsterziehung. Was hilft Ihnen im Alltag den Anruf des Wortes zu hören? Wie wird Ihnen das Ohr geöffnet? Das sind zentrale Fragen beim Werden als Kinder Gottes, dem Aufnehmen des Wortes. Die Lesung weist auf das Zusammenwirken von Gottes Gnade und persönlichem Beitrag heute hin: Der Gott Jesu Christi, unseres Herrn, der Vater der Herrlichkeit, gebe euch den Geist der Weisheit und Offenbarung, damit ihr ihn erkennt. Er erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr durch ihn berufen seid, welchen Reichtum die Herrlichkeit seines Erbes den Heiligen schenkt.
Das Gebetswort Jesu, das Vater unser, hilft den Kinder Gottes sich bewusst Gottes Willen anzuvertrauen. Die Betenden verzichten auf die absolute Kontrolle des eigenen Lebens, nehmen Gottes Prioritäten an. Das IHN Aufnehmen ist also eher ein Lassen. Wer ehrlich zentrale Fragen des eigenen Lebens anschaut, wird oft erkennen, die Vorstellung von Kontrolle ist eine Illusion.
Einen Zugang zum Lassen, der mir persönlich wichtig geworden ist, möchte ich Ihnen nun erzählen: Seit über 40 Jahren bin ich mit Rottenburg verbunden. 1983 kam ich durch meinen Erstberuf als Ingenieur hierher. Bald lernte ich die Oase kennen und das vielfältige Wirken von Elke Mildner. Im Herbst war davon im Waldhorn in einem Film einiges zu sehen. Die Mitarbeit damals hat mich innerlich gestärkt und inspiriert. Eine wesentliche Kraftquelle dieser Arbeit sind die Schritte der Selbsthilfebewegung. Das Wort weist darauf hin, Menschen helfen einander, das Leben zu meistern, oft nachdem große Schwierigkeiten aufgetreten sind. Wie geschieht diese Hilfe? In einer Weggemeinschaft, der Gruppe, unterstützen sich die Teilnehmenden, die 12-Schritte einzuüben, die diese Bewegung für sich gefunden hat. Ich weiß nicht, ob Ihnen diese Schritte vertraut sind. Die ersten 3 möchte ich als Abschluss dieser Gedanken im O-Ton vorstellen:
Wir gaben zu, dass wir unseren Abhängigkeiten und Problemen gegenüber machtlos sind — und unser Leben nicht mehr meistern konnten!
Wir kamen zu dem Glauben, dass eine Macht, größer als wir selbst, uns unsere Gesundheit wiedergeben kann.
Wir fassten den Entschluss, unseren Willen und unser Leben der Sorge Gottes — soweit wir ihn verstanden — anzuvertrauen.
Vermutlich sind diese Schritte eines der wirksamsten Wege das Wort, Gottes Wirkkraft, ins eigene Leben aufzunehmen – https://endlich-leben.de ein Netzwerk hat dies gut für Christen aufbereitet, die merken, sie suchen eine eigenen inneren Zugang zum Licht, haben ihn in ihrem Alltag noch nicht gefunden.
Die Weisheit war in unseren Lesungen im Blick und spielt auch in diesen Gruppen eine große Rolle, wie das Gelassenheitsgebet von Reinhold Niebuhr, welches in den Selbsthilfegruppen oft gebetet wird, zeigt:
Gott, gib mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Lass mich den Tag ganz ausleben im Bewusstsein seiner Zeit.
Lass mich jeden Augenblick ganz genießen,
im Bewusstsein seiner Begrenzung.
Lass mich — wie Jesus es auch tat — diese sündhafte Welt annehmen,
wie sie ist, nicht wie ich sie gerne hätte.
Lass mich dir vertrauen, dass du alle Dinge richtig machen wirst,
wenn ich mich dir und deinem Willen überlasse.
So werde ich glücklich werden in diesem Leben
und überglücklich mit dir
für immer im kommenden Leben. — Amen.
Bibelstellen an Epiphanias
- Lesung: Jes 60,1–6
- Lesung: Eph 3,2-3a.5f
Evangelium: Mt 2,1–12
Gedanken zur Einführung
Heute feiern wir das Hochfest der Erscheinung des Herrn.
Dieses Fest kam zu uns im 4. Jahrhundert von den Kirchen des christlichen Osten, die am 6. Januar das Geburtsfest Christi feiern.
Es gibt Menschen, Orte oder Momente, die haben eine ganz besondere Ausstrahlung.
Die sind licht – mit kleinem L geschrieben also durchlässig für ein anderes Licht.
Staunend dürfen wir dieses Licht mit unserem Lied preisen.
Predigt: Liebe Mitchristen
Steh auf, werde licht, Jerusalem, denn es kommt dein Licht und die Herrlichkeit des Herrn geht strahlend auf über dir. Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Völker, doch über dir geht strahlend der Herr auf, seine Herrlichkeit erscheint über dir. — Mir war lange nicht bewusst, dass in diesem Prophetenwort das licht werden mit kleinem L geschrieben ist.
Transparent auf Gott hin, sollen wir werden. Die Frage, nicht nur heute am Fest der Erscheinung, ist: Was hilft, sich aufzumachen, zu öffnen, so dass die Herrlichkeit des Herrn nicht nur über uns, sondern auch durch uns strahlt? Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt hörten wir am Weihnachtstag und viele in der Welt haben sich dem Licht nicht geöffnet.
Die Weihnachtsgeschichten versuchen etwas von der Dynamik, die durch die Menschwerdung Gottes in die Welt gekommen ist, zu erfassen. Die Erzählung von Lukas, mit der Krippe und den Hirten ist sehr präsent. Die Erzählung des Matthäus hat etwas andere Schwerpunkte und passt, finde ich, sehr gut in unsere Zeit. Ich möchte sie nochmal mit etwas andern Worten kurz zusammenfassen.
Es lebten in einem Land im vorderen Orient, vielleicht war es der Iran, Menschen, die intensiv zum Lauf der Welt forschten. Dazu beobachteten sie die Sterne. Sie waren so etwas wie die Naturwissenschaftler ihrer Zeit. Und als das Wahre Licht in die Welt kam fiel ihnen etwas auf, dass sie sehr erstaunte. Sie bemerkten einen Stern, der sie auf die Geburt eines besonderen Menschen in Israel aufmerksam werden ließ. Einen, der für alle Menschen Bedeutung hat, sie leiten kann und zu einem guten Leben führen, ein richtiger König. Und nachdem sie sich darüber klar geworden waren, machten sie sich auf, um diesem König zu huldigen, die Beziehung zu IHM zu suchen, also sich ihm anzuvertrauen.
In Jerusalem angekommen fragten sie dazu König Herodes. Der ließ sich von den Schriftgelehrten beraten. Diese kannten sich in den heiligen Schriften aus und konnten Herodes und damit auch den gekommenen Weisen, den Wissenschaftlern, das Richtige sagen.
2 Typen von Wissenschaftlern stellt das Evangelium gegenüber: solche die Staunen können, die offen für Neues, Unerwartetes sind, wie die Weisen aus dem Orient und solche die eher bürokratisch bisheriges Wissen verwalten, wie die Schriftgelehrten.
Diese wissen, wo es steht, geben die richtige Auskunft, aber die Möglichkeit, dass diese Vorhersage nun wahr geworden sein könnte, ist ihnen nicht zugänglich. Gott ist für sie weit weg. Sie erwarten nicht, dass ER durch prophetische Worte in ihren Gegenwart spricht.
Die Verwaltungsaufgabe wird bei uns in absehbarer Zukunft der Computer und die künstliche Intelligenz übernehmen – das Staunen, diese Fähigkeit, sich auf etwas Größeres hin zu öffnen, das wird vermutlich uns Menschen vorbehalten bleiben.
Staunen – Ehrfurcht – Furcht des Herrn, so wissen die Psalmen, ist der Anfang der Weisheit. Daher passt es die Wissenschaftler aus dem Morgenland als Weisen zu bezeichnen. Staunen ist übrigens gut beforscht. Mehr dazu in diesem Podcast. Diese grundlegende Emotion von uns Menschen ermöglicht, sich selbst zurück zu nehmen, Neues aufzunehmen. Die Weisen kehren auf einem anderen Weg in ihr Land zurück, die Erfahrung der Ehrfurcht, des Staunens hat sie verändert.
Wer so das Evangelium schaut, hört die Frage: Bist Du bereit zu staunen? Staunen über den göttlichen Tausch, den wir jedes Jahr als Kern von Weihnachten feiern. Gott wird Mensch, damit wir Menschen einen Weg zu IHM finden, also zu einem Leben in SEINER Gegenwart.
Persönlich kenne ich Menschen, die staunen können, licht sind für die Herrlichkeit Gottes, die sich der Schöpfung zeigt und solche, die sich selbst im Mittelpunkt sehen, gar nicht zum Staunen vordringen.
Alte Weihnachtsbräuche, so wurde mir bei der Vorbereitung auf diese Gedanken bewusst, wollten oft helfen, zu Staunen. Vielleicht erinnern Sie sich noch an ihre Kindheit, wie damals die Eltern den Weihnachtsbaum vorbereitet haben, die Lichter-fülle am Heiligen Abend ein Awe hervorlocken konnte, weil es etwas besonders war.
Die Frage bleibt aktuell: Anbeten – staunen – was kann da helfen?
Menschen, die schon eine Ahnung von Gottes Führung haben, sind wohl im Vorteil. So erlebte ich es am Neujahrsmorgen beim Gespräch nach dem Gottesdienst. Jemand erzählte, wie sich etwas wunderbar im eigenen Leben gefügt hatte. Wie Gott durch nörgelnde Mitmenschen und unverhoffte Begegnungen etwas bewirkte. Die Gruppe, die das hören durfte, konnte staunen. Und wer so etwas aus dem eigenen Leben mitteilt, profitiert oft auch. Der gemeinsame Blick auf das Leben in einer geistlichen Weggemeinschaft – so könnte man diese Erfahrung allgemeiner benennen – inspiriert.
Regelmäßig dankbar auf das eigene Leben zu schauen, in der Erwartung, dass Gott da ist – wird immer wieder Ehrfurcht hervorrufen, Ahnung von Bewahrung, von Schutz, von unerwarteten Möglichkeiten. Wer z.B. davon ausgeht, Gott sorgt, nimmt Begegnungen, in denen sich der Terminkalender sortiert anders wahr, als eine Person, für die Gott keine Rolle im Alltag spielt. Dann ist manches Zufall und das Staunen gelingt nicht so leicht.
Vielleicht hilft auch zu spüren, wie andere staunen. Das wäre dann ein wichtiger Zugang zu einer Gebetsform, die am kommenden Sonntag in Wurmlingen im Gottesdienstplan steht und einen Bezug zum Tun der Weisen hat: Die Anbetung. Ich werde dort den Gottesdienst haben und dann die Eucharistie für die Betstunden der ewigen Anbetung aussetzen. Es gibt in mir schon die Frage – reicht das als guter Zugang zur Ehrfurcht, zum Staunen – zur Anbetung den Kommunionfamilien, der Jugend, denen, die mit der Schönstattbewegung oder mit Kolping verbunden sind?
Wahrscheinlich muss eine Grunderfahrung der Verbundenheit dazukommen, so etwas, was die Weisen aus dem Morgenland dazu brachte, ihre Beobachtung mit dem neugeborenen König der Juden in Beziehung zu bringen. Und die kann Gottes Gegenwart in unserer Welt an unterschiedlichen Stellen hervorrufen – in einer Kirche genau so, wie in der Natur oder im Miteinander von Menschen.
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